Kleinstädte auf Erfolgskurs

Ein Aufsteiger im Smart-City-Ranking: Soest, knapp 50 000 Einwohner große Kreisstadt in Nordrhein-Westfalen. Foto: Adobe Stock/FotoStuss

Smart City ist kein Thema, das nur Großstädte etwas angeht. Immer mehr kleinere und mittlere Kommunen machen in puncto Digitalisierung einiges an Boden gut – wichtig dabei ist die richtige Herangehensweise.

Energieeffizient, klimaschonend und inklusiv: Die Vorteile einer intelligenten Stadtentwicklung liegen klar auf der Hand. In Zeiten, in denen Städte immer größer, der Verkehr stetig dichter und die Luftverschmutzung zunehmend stärker werden, werden Kommunen langfristig nicht umhinkommen, sich dem Trend-Thema „Smart City“ zu stellen. Angefangen von einem intelligenten Stromnetz über den Ausbau der Erneuerbaren Energien bis hin zur innovativen Verwaltung bietet die Digitalisierung eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie Städte langfristig als Lebens- und Arbeitsräume attraktiv bleiben können.

Seit Beginn der COVID-19-Pandemie waren Städte von jetzt auf gleich damit konfrontiert, bislang analog angebotene Dienstleistungen ab sofort digital zur Verfügung zu stellen. Einigen Städten ist die Umstellung gut gelungen; für eine Vielzahl von Kommunen stellt der Wandel aber noch immer eine handfeste Herausforderung dar. Wie groß der Rückstand tatsächlich ist, macht das aktuelle Smart-City-Ranking von Haselhorst Associates deutlich: Von den insgesamt 403 untersuchten Städten mit über 30 000 Einwohnern weist noch immer knapp die Hälfte einen Digitalisierungsgrad von unter zehn Prozent auf. Zum Vergleich: Der amtierende Spitzenreiter Hamburg kommt derzeit immerhin auf 45 Prozent.

Generell sind es vor allem die Metropolen, die hierzulande mit dem Begriff „smart“ in Verbindung gebracht werden. Dabei ist Smart City keineswegs ein Thema, das nur die Großstädte hierzulande etwas angeht – im Gegenteil. Parallel zur positiven Entwicklung der Millionenstädte machen auch immer mehr kleinere und mittlere Kommunen in puncto Digitalisierung von sich reden.

So etwa die rund 50 000-Einwohner-Stadt Soest. Die Kreisstadt östlich von Dortmund gilt derzeit als die Kommune mit dem größten digitalen Fortschritt innerhalb eines Jahres. Während Soest 2019 noch auf dem 150. Platz gelandet war, hat sich die Kommune inzwischen auf den 16. Rang vorgearbeitet. Zugute kommt ihr dabei vor allem die vielfältige Unterstützung aus verschiedensten Förderprogrammen – wie beispielsweise dem Projekt „Digitale Modellregion in NRW“ sowie dem vom Bundesinnenministerium unterstützten Programm „Modellprojekte Smart Cities: 5 für Südwestfalen“. Mit diesem Vorgehen ist Soest keineswegs allein. Immer mehr Städte erkennen, wie hilfreich es sein kann, sich nicht allein auf die eigenen Ressourcen verlassen zu müssen. Kein Wunder, stellt der Mangel an finanziellen und personellen Mitteln nach wie vor für viele Klein- und Mittelstädte eine grundlegende Hürde bei der Entwicklung hin zu Smart Cities dar. Abhilfe kann der Zusammenschluss zu smarten Regionen schaffen.

Modellregionen bündeln ihre digitalen Kräfte

Paderborn gilt als Musterbeispiel für den positiven Effekt eines Zusammenschlusses mit benachbarten Städten. Als Leitkommune der digitalen Modellregion Ostwestfalen-Lippe wird die gut 151 000 Einwohner große Universitätsstadt vom nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium gefördert. Zugleich treibt sie parallel dazu ihre eigenen Digital-Projekte in verschiedenen Bereichen des städtischen Lebens voran. Die Bemühungen zahlen sich aus: Paderborn steigt vom 37. auf den siebten Platz auf.

Natürlich kommt eine solche Nominierung nicht von ungefähr. Um überhaupt entsprechende Fördermittel erhalten zu können, müssen die Städte den Grundstein für eine digitale Fortentwicklung selbst legen. Dazu gilt es, sich zunächst mit der Thematik auseinanderzusetzen und die entsprechenden Stakeholder darauf aufmerksam zu machen: von der Politik über die Wirtschaft bis hin zu den Bürgern.

In einem nächsten Schritt geht es dann um die konkrete Entwicklung einer umfangreichen Smart-City-Strategie, die sämtliche Bereiche des städtischen Lebens einschließt. Eine solche Agenda dient den Kommunen langfristig dazu, den Überblick über die verschiedenen Digitalprojekte zu bewahren und diese sinnvoll miteinander zu verknüpfen.

Daneben ist der Ausbau des Glasfasernetzes langfristig für den Erfolg einer intelligent vernetzten Stadt unabdingbar. Nur mit Hilfe einer gut ausgebauten digitalen Infrastruktur wird es den Kommunen in Zukunft möglich sein, smarte Projekte voranzutreiben. Und genau hier gilt es für die Städte nun, den Stein ins Rollen zu bringen und „Smart City“ zur handfesten Zukunftsaufgabe zu machen.

Jürgen Germies, Partner bei der Unternehmensberatung Haselhorst Associates in Starnberg.