Die Schäden des letzten großen Hochwassers vor wenigen Wochen sind noch lange nicht beseitigt. Gleichzeitig wird deutlich: Ein „Weiter so“ darf es nicht geben. Deshalb plädiert die Bundesingenieurkammer zum einen dafür, schon bei der Städteplanung den Hochwasserschutz mitzudenken und und zum anderen für eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Beteiligten.
Gegen Hochwasserereignisse gibt es keinen vollumfänglichen Schutz. Doch die negativen Folgen eines Hochwassers könnten begrenzt werden. Wie Städte und Kommunen geplant und gebaut werden, bestimmt maßgeblich den Schadensumfang im Katastrophenfall. Hier bedarf es einer vorausschauenden Planung. Ingenieurinnen und Ingenieure sollten mit ihrer Expertise zur Schadensbegrenzung eingebunden werden, fordert die Bundesingenieurkammer in einer Pressemitteilung.
Prinzip der Schwammstadt einer der wichtigsten Wege
„Drei Jahre nach der Katastrophe im Ahrtal scheinen viele der guten Vorsätze von damals für eine geänderte Siedlungsentwicklung bereits wieder vergessen zu sein“, sagt Professor Dr.-Ing. Norbert Gebbeken, Experte für Katastrophenschutz und baulichen Objektschutz und Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. “ Dabei werden wir künftig wohl viel häufiger mit Hochwasser konfrontiert sein. Die Folgen können wir nur dann abmildern, wenn wir endlich anders planen und bauen. Wir müssen der Realität ins Auge blicken: Manche Ortschaften, die früher kein Hochwassergebiet waren, sind es nun.“ Wolle man diese Siedlungen nicht aufgeben, müssten nicht nur die Häuser, sondern vor allem die komplette Siedlung baulich verändert werden. „Das Schwammstadtprinzip ist hier einer der wichtigsten Wege“, so Gebbeken.
Handlungsempfehlungen zum Schutz gegen Hochwasser
Vor diesem Hintergrund bekräftigen die Ingenieurkammern zentrale Handlungsempfehlungen, um besser auf die zunehmenden Extremwetterereignisse vorbereitet zu sein:
- Hochwasserschutz gehört als Vorsorgemaßnahme in die Bauleitplanung. Einflüsse des Klimawandels müssen bereits bei der Ausweisung von Baugebieten und ausreichenden Retentionsflächen berücksichtigt werden. Bestehende Bebauungspläne müssen daraufhin überprüft werden.
- Strukturen aufbauen: Hochwasserschutz muss systematisch und interdisziplinär gedacht werden. Dafür braucht es Fachwissen aus vielen Bereichen. Experten sowie gesellschaftlich relevante Gruppen müssen an einen Tisch geholt werden. Zuständige Ministerien für Bau, Umwelt und Landwirtschaft müssen enger zusammenarbeiten und Hochwasserschutz als gemeinsame Aufgabe von Bund, Ländern und Kommunen begreifen.
- Das „AWA-Prinzip“ – Ausweichen, Widerstehen, Anpassen:
Ausweichen, indem in wassersensiblen Gebieten gar nicht erst gebaut oder zumindest auf einen Keller verzichtet wird.
Ist ein Ausweichen nicht möglich, kann man den Widerstand gegen Hochwasser erhöhen wie zum Beispiel Keller druckdicht verschließbar planen.
Die Strategie des Anpassens trägt zur Schadensminimierung bei. So kann beispielsweise auf Tanks im Keller verzichtet werdent.
Red.