Gerüstet für den Winterdienst

Der nächste Winter kommt auf jeden Fall: Der VKU unterstützt dabei, Geräte und Streugut den aktuellen Normen und Empfehlungen anzupassen. Foto: Adobe Stock/Milan

Wann, was und wie soll man streuen? Auf was ist zu achten, wenn Schnee und Eis den Verkehr lahmlegen oder zum Unfallrisiko werden könnten? Horst Hanke stellt Arbeitshilfen für den Winterdienst vor.

Der Fachausschuss Winterdienst im VKU beobachtet und steuert die Entwicklung im Winterdienst, sowohl in der Praxis als auch in der Forschung. Dabei ist seine Aufgabe nicht nur, Impulse für die Weiterentwicklung des Winterdienstes zu geben, sondern auch, die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen praxisgerecht aufzubereiten und den Praktikern in Ländern und Kommunen als Hilfestellung an die Hand zu geben.

Hier in „der gemeinderat“ werden die in jüngerer Zeit herausgegebenen Praxishilfen vorgestellt. Im Sinne eines effektiven und nachhaltigen Winterdienstes sollten sie von den Praktikern genutzt werden.

Merkblatt für den Winterdienst auf Straßen

Für den Winterdienst gibt es nur wenige rechtliche Grundlagen, und dort sind die Anforderungen nur abstrakt beschrieben – genaue Vorgaben für die Organisation und Durchführung des Winterdienstes sowie für die Anwendung der Streustoffe existieren nicht. Allerdings stützt sich die Rechtsprechung bei der Beurteilung des Winterdienstes auf sogenannte „anerkannte Regeln der Technik“, das heißt auf fachliche Regelwerke.

Das maßgebliche Regelwerk für den Bereich des Winterdienstes ist das „Merkblatt für den Winterdienst auf Straßen“, das von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen im Jahr 2020 neu herausgegeben und vom Bundesverkehrsministerium eingeführt wurde. Neben Empfehlungen zur Organisation und Durchführung des Winterdienstes enthält es Vorgaben, wie die Streustoffe anzuwenden und zu dosieren sind. Wesentlich ist dabei eine Tabelle, die für die verschiedenen Wetterlagen und Straßenzustände konkrete Vorgaben für die anzuwendenden Streudichten gibt.

Diese Empfehlungen sollten unbedingt beachtet und im praktischen Winterdienst umgesetzt werden. Dabei ist die Anwendung von Feuchtsalz heute Standard – eine Trockensalzstreuung entspricht nicht mehr dem Stand der Technik. In der Weiterentwicklung der Streutechnik gibt es eine zunehmende Tendenz zur vorbeugenden Streuung mit Anwendung der Flüssigstreuung bei bestimmten Wetterlagen.

Winterdienst für den Radverkehr und Qualitätssicherung bei den Streustoffen

Der Radverkehr boomt in jüngster Zeit vor allem in den Kommunen. Immer mehr Radfahrende sind auch im Winter unterwegs, ein Winterdienst ist damit für den Radverkehr erforderlich, auch aus rechtlichen Gründen (Streupflicht). Daher hat unser Fachausschuss aktuell Empfehlungen herausgegeben, wie der Winterdienst organisiert und durchgeführt werden sollte: Informationsschrift 99 des VKU „Winterdienst für den Radverkehr“.

Bei der Auswahl und Beschaffung der Streustoffe ist es wichtig, auf Qualität, Umweltfreundlichkeit und Wirksamkeit zu achten. Hierzu existiert eine europäische Norm (DIN EN 16811), in der die Anforderungen beschrieben sind. Ein Hinweispapier für die Praktiker gibt Empfehlungen für die Beschaffung und den Einsatz der Streustoffe einschließlich auch abstumpfender Streustoffe („Hinweise für die Beschaffung von tauenden und abstumpfenden Streustoffen für den Winterdienst“, HBeStreu, 2017).

Lagerung und Beladung von Streustoffen

Bei der Lagerung und Beladung von Streustoffen gibt es verschiedene Systeme und Techniken, insbesondere sind hier Silo- und Hallenlagerung zu nennen. Die Entscheidung für das einzusetzende System hängt von den örtlichen Rahmenbedingungen und Anforderungen ab. Auf der Basis einer umfassenden Untersuchung wurde hierfür ein Arbeitspapier erstellt, das Hinweise und Empfehlungen für die Auswahl und die Bemessung der Systeme gibt, das heißt auch Bauformen von Silos und Hallen („Hinweise für die Lagerung und Beladung von Streustoffen für den Winterdienst“, HLaStreu, 2020).

Ergänzend zur Lagerung von festen Streustoffen sind für die Feuchtsalz- und Flüssigstreuung auch Soleanlagen erforderlich, mit deren Hilfe Salzlösung hergestellt und gelagert werden kann. Hierfür gibt es ein neues Hinweispapier: „Hinweise für die Beschaffung und den Betrieb von Soleanlagen für den Winterdienst“, HSolA, 2022.

Beschaffung und Einsatz von Winterdienst-Fahrzeugen und Geräten

Für die Beschaffung von Fahrzeugen und Geräten für den Winterdienst existieren verschiedene europäische Normen, die beachtet werden sollten. Da sie relativ abstrakt sind, wurden auf der Basis der Normen Hinweispapiere herausgegeben, die für die Praktiker bei der Beschaffung und der laufenden Prüfung der Fahrzeuge und Geräte Hilfestellung bieten:

Hinweise für Beschaffung und Einsatz von Fahrzeugen und Geräten im Straßenbetriebsdienst, Teil 1: Schnittstellen, Teil 2 Schneepflüge, Teil 3 Streugeräte.

Straßen-Wetter-Informationen:

Für den Winterdienst und dessen rechtzeitige und adäquate Durchführung sind gute Informationen über Straßenzustand und Wetterentwicklung von entscheidender Bedeutung. Dabei ist die richtige Umsetzung der Wetterinformationen in den praktischen Winterdienst wichtig, wozu auch eigene Wetterstationen beitragen können. Empfehlungen für den Einsatz solcher Systeme und die Umsetzung im Winterdienst gibt ein entsprechendes Hinweispapier: „Hinweise für Planung, Einrichtung und Betrieb von Straßenzustands- und Wetter-Informations-Systemen“, H PEB SWIS, 2019.

Horst Hanke

Der Autor: Dr.-Ing. Horst Hanke ist Vorsitzender des Fachausschusses Winterdienst im Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU).