Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit fördert Städte und Regionen

Ein grüneres und gerechteres Europa ist das Ziel der Interreg B-Projekte. Diese werden vom Bundesprogramm für Transnationale Zusammenarbeit gefördert. Foto: Adobe Stock/Michel Angelo

Das Programm Interreg B fördert die Kooperation unterschiedlicher Akteure in transnationalen Projekten, die gemeinsam Probleme angehen oder Strategien erarbeiten. Damit bietet es einen Rahmen für transnationale Lösungen für Städte und Regionen. Für deutsche Akteure besteht zudem die Möglichkeit, für Vorhaben, die zur nachhaltigen Raumentwicklung beitragen, Unterstützung aus dem Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit zu erhalten.

In der neuen Förderperiode von 2021 bis 2027 soll Interreg weiter die transnationale Zusammenarbeit fördern. Angesichts der aktuellen Herausforderungen bilden der europäische „Green Deal“, die „Territoriale Agenda 2030“ und die Bewältigung der Auswirkungen der Covid 19-Pandemie den strategischen Rahmen für die neuen Interreg-Programme. Die Projekte sollen dazu beitragen, die gemeinsamen Herausforderungen der Raumentwicklung über Grenzen hinweg mit europäischen Partnern zu bearbeiten und innovative Lösungen für die nachhaltige Entwicklung von Städten und Regionen umzusetzen. Für den Bereich der europäischen territorialen Zusammenarbeit stehen bis 2027 rund acht Milliarden Euro Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung. Der deutsche Interreg-Anteil beträgt rund 1,02 Milliarden Euro, wovon Deutschland rund 318 Millionen Euro in die sechs transnationalen Kooperationsprogramme mit deutscher Beteiligung einbringen wird.

Die Programmräume erstrecken sich vom Ostseeraum über Mitteleuropa, über den Donauraum bis zu den Alpen sowie von Nordwesteuropa zum Nordseeraum. In Deutschland ergeben sich dadurch in einigen Programmen geografische Erweiterungen und somit neue Fördermöglichkeiten für Städte und Regionen. Jeder Raum erarbeitet ein Kooperationsprogramm, das den geografischen, ökonomischen und sozialen Gegebenheiten bestmöglich entspricht. Um auf die Herausforderungen adäquat reagieren zu können, müssen die Programme auf die politischen Zielen für die Struktur- und Kohäsionspolitik ab 2021 ausgerichtet werden. In den Entwürfen zeichnen sich unterschiedliche Förderschwerpunkte ab, alle greifen jedoch die EU-Ziele für eine grüneres und stärker digitalisiertes Europa auf.

Förderschwerpunkte 2021 bis 2027

Zu Projekten können sich regionale Akteure wie kommunale Verwaltungen, Behörden, Forschungseinrichtungen oder Vereine zusammenschließen. Mit dem Inkrafttreten der Interreg-Verordnung, voraussichtlich im Juni, wird die Einreichung von transnationalen Programmen bei der Europäischen Kommission möglich sein. Die meisten Programmräume streben dies bis Mitte 2021 an. Im kommenden Herbst ist mit ersten Aufrufen zur Antragseinreichung für Interreg B-Projektförderungen zu rechnen. Diese widmen sich in der aktuellen Förderperiode verstärkt territorialen und räumlichen Fragen. Mit dem Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit unterstützt das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) zudem ausgewählte Interreg B-Projekte, die einen Beitrag zur nachhaltigen Raumentwicklung in Deutschland leisten und sich an den Zielen der neuen Territorialen Agenda 2030 orientieren.

Im Fokus stehen die Ziele für ein gerechtes und grünes Europa. Diese sollen regionale Ungleichheiten in Deutschland und Europa reduzieren und nachhaltige Perspektiven schaffen. Das Ziel „Gerechtes Europa“ fokussiert sich auf eine ausgeglichene räumliche Entwicklung, gerade in strukturschwachen und ländlichen Regionen, die allen Orten und Menschen ähnliche Zukunftsperspektiven bietet. Das Bundesprogramm beinhaltet unter anderem folgende Themenschwerpunkte: gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Regionen durch Sicherung der Daseinsvorsorge schaffen, Zukunftsperspektiven für strukturschwache, periphere und intermediäre Regionen schaffen, resiliente regionale Wirtschaftsstrukturen fördern sowie Klein- und Mittelstädte als Ankerpunkte für die regionale Entwicklung stärken.

Das Ziel „Grünes Europa“ adressiert eine nachhaltige Entwicklung, die Herausforderungen des Klimawandels sowie die daraus resultierende gesellschaftliche Transformation. Unter anderem werden folgende Themenschwerpunkte unterstützt: klimaneutrale Städte und Regionen schaffen, Klimaanpassungsmaßnahmen in Kommunen nachhaltig umsetzen sowie eine  nachhaltige Mobilität und Anbindung von Orten schaffen. Vor Kurzem hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) einen ersten Projektaufruf gestartet für die Förderung von Vorhaben zur Stellung transnationaler Interreg-Anträge, sogenannte Vorlaufvorhaben. Deutsche potenzielle Lead-Partner werden bei der Ausarbeitung eines Antrags unterstützt. In der Regel gibt es jährlich zwei Projektaufrufe. Diese Aufrufe und Informationen zur Antragstellung gibt es unter www.interreg.de.

Beispiele für eine gelungene Zusammenarbeit

Der Mehrwert transnationaler Zusammenarbeit für Städte und Regionen zeigt sich im Erfolg vieler Interreg B-Projekte. Ein Beispiel ist das Projekt Regenergy (Renewable Energy Regions). Im Programmraum Nordwesteuropa wird die Energie bisher noch größtenteils aus endlichen Rohstoffen mit hohem CO2-Ausstoß gewonnen. Regenergy will den Anteil erneuerbarer Energien in der Region erhöhen, Treibhausgasemissionen reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien durch die Schaffung von Angebots- und Nachfrage-Partnerschaften zwischen städtischen und ländlichen Gebieten steigern. Das Projekt konzentriert sich auf die Schaffung von institutionellen und administrativen Rahmenbedingungen, strategischer Infrastruktur sowie die benötigten Technologien. So bewegt sich das Projekt mit seinem Vorhaben im Rahmen der Ziele der Territorialen Agenda 2030.

Im Alpenraum verfolgt das Interreg B-Projekt Alp-Bio-Eco ebenfalls eine grüne Strategie. So sollen aus nachwachsenden Rohstoffen wie Walnüssen, Äpfeln und Alpenkräutern alternative Produkte hergestellt und das bioökonomische Potenzial dieser pflanzlichen Erzeugnisse voll ausgeschöpft werden. Die regionalen Akteure durchgehen mit ihrem Projekt alle Schritte von der Produktion, der Verarbeitung bis zur Vermarktung der recycelten natürlichen Produkte. Daraus entstandene Geschäftskonzepte, die die Wertschöpfungskette der Erzeugnisse bioökonomisch bereichern, schaffen im Alpenraum zukünftig neue Arbeitsplätze und tragen so zur strukturellen und nachhaltigen Entwicklung der Region bei.

Die Autorinnen
Brigitte Ahlke (Dipl.-Geographin) und Nina Kuenzer (M. Sc. in Geographie) sind im Referat „Europäische Raum- und Stadtentwicklung“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zuständig für die transnationale Zusammenarbeit im Rahmen von Interreg B.