Breitband: Noch eine Wegstrecke vor sich

Auch auf dem Land 5G-Netz zu haben, wäre für viele Bürger ein essenzielles Bedürfnis. Doch es gibt immer noch viele sogenannte „graue Flecken“ in Deutschland, in denen der Glasfaserausbau auf der Strecke bleibt. Dank eines Bundesförderprogramms sind diese nun auch förderfähig. Foto: Adobe Stock/mazolafoto

Rund 88 Prozent der deutschen Haushalte verfügen aktuell bereits über Breitbandanschlüsse mit mindestens 100 Mbit/s. Dennoch sind die Unterschiede in der Versorgung zwischen Städten und ländlichem Raum noch enorm. Daher unterstützt die Bundesregierung hier mit Förderprogrammen.

Deutschland kommt beim Gigabitausbau deutlich voran. So ist seit 2017 die Zahl der Breitbandanschlüsse um fast zehn Prozent auf 36,2 Millionen in 2020 gestiegen. Und wenngleich Deutschland beim flächendeckenden Glasfaserausbau noch eine Wegstrecke vor sich hat, wird der Bedarf der meisten Bürger durch das bestehende Netz gut abgedeckt – und das trotz coronabedingter Zusatzbelastungen wie Homeoffice und -schooling. Auf dem Weg zur Gigabitgesellschaft bleibt der Ausbau der digitalen Infrastruktur auch weiterhin ein zentrales Thema für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Denn auch künftig werden der Bandbreitenbedarf der Nutzer sowie das Datenvolumen in den globalen Netzen stark zunehmen. Mittelfristig wird dieser Bedarf nur über gigabitfähige Netze abgedeckt werden können – das bedeutet vor allem Glasfaser und 5G.
Derzeit verfügen schon gut 88 Prozent der Haushalte in Deutschland über Breitbandanschlüsse mit mindestens 100 Mbit/s. Über 59 Prozent der Haushalte stehen Gigabitanschlüsse (mindestens 1.000 Mbit/s) zur Verfügung, mehr als doppelt so vielen wie Ende 2018. Während die städtische und halbstädtische Verfügbarkeit generell gut ist, ist die Versorgung im ländlichen Raum über alle Kategorien hinweg ausbaufähig – gut 65 Prozent der Haushalte erhalten Datenraten von 100 Mbit/s und mehr (gegenüber fast 96 Prozent im städtischen Raum) und nur 20 Prozent verfügen über einen gigabitfähigen Anschluss (76 Prozent in der Stadt).
Diese Unterschiede sind nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass die Netze im ländlichen Raum für Netzbetreiber oftmals wirtschaftlich nur schwer zu erschließen sind.
Diese Herausforderung adressiert die Bundesregierung mit umfassenden Förderprogrammen. Insgesamt stellt der Bund in diesem Rahmen rund zwölf Milliarden Euro zur Verfügung und unterstützt den Ausbau von Glasfaseranbindungen, um unterversorgte sowie wirtschaftlich nicht rentable Gebiete ans Gigabitnetz anzuschließen. Mit der Neuauflage des Bundesförderprogramms Breitband – am 26. April 2021 in Kraft getreten – sind nun auch sogenannte „graue Flecken“ förderfähig. Zusammen mit den Maßnahmen zur Beseitigung verbleibender Mobilfunklöcher untermauert die Bundesregierung damit ihr strategisches Ziel, bis 2025 in Deutschland flächendeckend Gigabitnetze verfügbar zu machen.

Innovative Verlegemethoden

Neben den vom Bund bereitgestellten Fördermöglichkeiten spielen insbesondere die Netzbetreiber eine zentrale Rolle – sowohl im geförderten als auch dem eigenwirtschaftlichen Gigabitausbau. So haben die Netzbetreiber, über die Förderprojekte hinausgehend, eigenständig Investitionen in den Regionen getätigt und selbstständig ausgebaut. Einige Unternehmen haben sich zuletzt auch mit Expansionskapital finanzstarker Investoren verstärkt, um ihre Aktivitäten weiter ausweiten zu können. Der kommunalen Ebene kommt beim Gigabitausbau ebenfalls eine zentrale Rolle zu. Die Förderverfahren zu planen und zu realisieren, ist und bleibt dabei ein essenzieller Aspekt. Darüber hinaus können Kommunen den Gigabitausbau in ihrer Region beispielsweise so unterstützen:
Ein wesentlicher Baustein ist der aktive Einsatz digitaler Hilfsmittel. Diese können für die Kommunikation sowie auch den Austausch von Informationen und Dokumenten dazu beitragen, die Umsetzung von Projekten zu beschleunigen, insbesondere dann, wenn – wie bei Infrastrukturprojekten üblich – eine Vielzahl an Akteuren beteiligt ist. Damit einher geht natürlich auch, standardisierte und transparente Genehmigungsverfahren innerhalb der kommunalen Verwaltung zu etablieren. In den vergangenen Jahren haben sich zudem die minimalinvasiven Verlegemethoden stetig weiterentwickelt. Der Einsatz innovativer Verlegemethoden hat das Potenzial, den Ausbau deutlich zu beschleunigen und Investitionskosten zu senken. Heute kann je nach Situation und vorherrschenden Rahmenbedingungen auf eine Vielzahl unterschiedlicher Technologien zurückgegriffen werden.
Ein weiterer Hebel, mit dem Kommunen den Gigabitausbau aktiv gestalten können, ist die Berücksichtigung von Synergiepotenzialen und Baumaßnahmen innerhalb der Kommune. So sollte der Infrastrukturausbau bei der kommunalen (Bau-)Planung konsequent mitgedacht werden. Dazu zählen etwa die Prüfung einer Mitverlegung von Leerrohren bei Straßenarbeiten, die Nutzung geeigneter kommunaler Infrastrukturen sowie auch die Berücksichtigung der Anforderungen für einen Mobilfunkausbau. Denn die künftigen Mobilfunknetze werden deutlich engmaschiger. Das heißt, dass statt großer Antennen vermehrt Kleinzellen installiert werden. Die dafür notwendigen Standorte benötigen Strom- und Glasfaseranschlüsse.
Ob Mobilfunkausbau, innovative Verlegemethoden oder Management von Infrastrukturprojekten – zu diesen und weiteren Themen bieten die Länderkompetenzzentren wie auch das Gigabitbüro des Bundes ein breites Informations- und Schulungsangebot für Kommunen an. Das digitale Lernportal des Gigabitbüros des Bundes wurde kürzlich live geschaltet. Unter der Adresse www.digitales-
lernportal.de bietet es den kommunalen Vertretern die Möglichkeit, zeit- und ortsunabhängig neue Erkenntnisse rund um den Gigabitausbau zu gewinnen. Die Angebote des Gigabitbüros sowie auch der Länderkompetenzzentren sind für Kommunen kostenfrei und dienen dem Aufbau und der Vertiefung von Expertise in Sachen Gigabitnetze auf der kommunalen Ebene.

Der Autor:

Caspar Preysing ist Leiter des Gigabitbüros des Bundes in Berlin.