Auf der Glasfaser in die Zukunft

Lichtwellenleiter: Beim Ausbau der digitalen Infrastruktur hat Deutschland an Tempo zugelegt. – Foto: AdobeStock/volff

Der Ausbau der digitalen Infrastruktur im Land kommt voran. Das ist die zentrale Botschaft der aktuellen Marktanalyse des Bundesverbands Breitbandkommunikation. Die Branche investierte im Jahr 2019 rund 9,6 Milliarden Euro. Die Zahl der Netzanschlüsse in Deutschland ist auf 35,1 Millionen gestiegen.

Der Glasfaserausbau in Deutschland entwickelt sich positiv. Die Anzahl der verfügbaren Glasfaseranschlüsse, die Nachfrage nach schnellem Internet sowie die Investitionen in den Ausbau steigen. So lautet das Fazit, das der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) in seiner „Marktanalyse 2020“ zieht. Demnach ist der Anteil der Glasfaseranschlüsse bis in die Gebäude und Wohnungen an allen Breitbandanschlüssen bis Ende 2019 auf 13,5 Prozent gestiegen. Bis Ende 2023 prognostiziert die Studie einen Anstieg auf insgesamt 22 Millionen Glasfaseranschlüsse – 14,1 Millionen davon gebaut von Wettbewerbern der Telekom.

Verbandspräsident Norbert Westfal wertet die Zahlen als Zeichen des digitalen Aufschwungs: „Beim Wachstum der digitalen Infrastruktur kann Deutschland sich europaweit weiter vorkämpfen und belegt aktuell den fünften Platz der am schnellsten wachsenden Glasfasermärkte.“ Der internationale Vergleich zeigt, dass im Jahr 2019 der Glasfaserausbau in Europa nur in Belgien, Irland, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich schneller gewachsen als in Deutschland.

Wie die Markterkundung sowie Angaben der Bundesnetzagentur ergaben, lagen die Gesamtinvestitionen in Breitband-Netzinfrastrukturen in Deutschland inklusive fünf Prozent geförderter Investitionen im Jahr 2019 bei 9,6 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anstieg um 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von der Gesamtsumme entfielen auf die Deutsche Telekom 4,4 Milliarden Euro und auf ihre Wettbewerber 5,2 Milliarden Euro. Damit gehen 54,1 Prozent der Gesamtinvestitionen auf die alternativen Netzbetreiber zurück. Laut Studie verfestigt sich der Trend aus dem Jahr 2018, dass die Wettbewerber mehr als die Deutsche Telekom in Netzinfrastrukturen investieren. Die Gesamtinvestitionen in den Breitbandausbau seit 1998 beziffert die Studie auf 163,6 Milliarden Euro.

Hohe Bitraten gewünscht

Die Zahl der Netzanschlüsse in Deutschland lag im Jahr 2019 insgesamt bei 35,1 Millionen. Sie stieg im Vergleich zu 2018 um 900.000. Die Zahl der Anschlüsse mit Bitraten über 100 Mbit/s erhöhte sich 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Millionen. Das entspricht einem Plus von 26 Prozent. Bei den Anschlüssen mit Bitraten zwischen 30 und 100 Mbit/s nahm die Zahl der Anschlüsse im Vergleich zu 2018 um 1,3 Millionen zu (plus 38 Prozent).

Die Untersuchung basiert auf den Aussagen von 195 Netzbetreibern, die dem Breko angehören. Die Daten aus diesen Unternehmen wurden deutschlandweit im Mai und Juni 2020 via Fragebogen erhoben. 74 Prozent der befragten Netzbetreiber sehen in der Anbindung von Mobilfunkstandorten ein potenzielles Geschäftsmodell. Von den etwa 12.600 mit Glasfaser angebundenen Basisstationen stellen Breko-Netzbetreiber laut Studie rund elf Prozent.

Zukunftssichere Glasfaser

Der Verband vertritt aktuell 215 der „alternativen Netzbetreiber“, also der Wettbewerber der Telekom, die heute für 60 Prozent der in Deutschland verfügbaren Glasfaseranschlüsse verantwortlich sind. Die Unternehmen, zu denen auch viele Energieversorger und Stadtwerke gehören, bauen und betreiben Glasfasernetze bis in die Gebäude und Wohnungen. Breko-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers erläutert: „Die Glasfaser ist die einzige Infrastruktur, die allen digitalen Herausforderungen von heute und der kommenden Jahrzehnte gewachsen ist.“ Im Jahr 2019 verlegten die alternativen Netzbetreiber nach eigenen Angaben 560.000 Kilometer Glasfasertrassen. Der Wettbewerb erhält mit 2,6 Milliarden Euro 60 Prozent der vergebenen Gesamtfördermenge. Damit können rund die Hälfte der vergebenen Zuwendungsbescheide realisiert werden. Von den bisher insgesamt bewilligten Fördermitteln in Höhe von 6,6 Milliarden Euro (Stand Juli 2020) ist erst eine halbe Milliarde Euro an die Netzbetreiber abgeflossen.

Die Bedeutung stabiler Internetverbindungen lässt sich auch an den Zahlen der Netzbetreiber ablesen. So haben 49 Prozent der Bestandskunden der für die Marktanalyse befragten Netzbetreiber seit Beginn der Corona-Pandemie ein Tarif-Upgrade mit höherer Bandbreite gebucht. Auch bei 43 Prozent der Neukunden stellten die Netzbetreiber einen Bedarf an höherwertigen Anschlussprodukten fest. Die Zuverlässigkeit und Stabilität sowie die Download- und Uploadbandbreite sind für Privat- und Geschäftskunden in der aktuellen Situation besonders wichtig geworden. Homeschooling und Homeoffice haben hierfür den entscheidenden Anstoß gegeben. Für Geschäftskunden ist zudem die Sicherheit bei der Datenübertragung von großer Bedeutung.

Festnetzanschlüsse spielen laut Studie nach wie vor die entscheidende Rolle für den Datentransport in Deutschland. Im Jahr 2019 wurden über Festnetz pro Nutzer und Monat etwa 132 GB Daten übertragen, über Mobilfunk rund 1,6 GB. Der Anteil des Mobilfunks lag damit bei 1,21 Prozent. Er ist gegenüber dem Vorjahr mit 1,02 Prozent nur unwesentlich gestiegen. Die Marktbeobachter schließen daraus, dass eine Ablösung des Festnetzes durch den Mobilfunk weiterhin nicht erkennbar und auch zukünftig nicht zu erwarten sei.

Beim Ausbau und der Finanzierung neuer Glasfasernetze in den Kommunen gibt es zwei Möglichkeiten. Vorrang hat der eigenwirtschaftliche Ausbau. In diesem Fall übernimmt ein Telekommunikationsunternehmen Kosten und Verantwortung für die Verlegung der Glasfaserleitungen. In Regionen, in denen eine besonders schlechte Internetversorgung besteht und der eigenwirtschaftliche Ausbau auch mittelfristig nicht rentabel wäre, werden ergänzend staatliche Fördermittel eingesetzt, um einen Ausbau zu realisieren.

Drei Viertel der Ausbauprojekte der Breko-Mitgliedsunternehmen wurden 2019 mit eigenen Mitteln finanziert. Staatlich geförderte Anschlüsse machten 25 Prozent aus und nahmen um fünf Prozentpunkte im Vergleich zu 2018 zu. Durch den eigenwirtschaftlichen Ausbau könne der Einsatz von Steuergeldern begrenzt werden, so der Verband. Auch der Ausbau würde schneller vorangehen, da die Genehmigungsprozesse beim geförderten Ausbau meist länger dauern.

Diskussion um graue Flecken

Auf politischer Ebene läuft aktuell die Diskussion zur „Graue-Flecken-Förderung“. Das geplante neue Förderprogramm des Bundes, das noch im ersten Halbjahr 2021 starten soll, sieht vor, dass auch Gebiete für die Förderung infrage kommen, die schon gut versorgt sind. Derzeit wären dies Regionen, in denen keine Bandbreiten von mindestens 100 Mbit/s verfügbar sind. Ab 2023 soll die Schwelle auf 200 Mbit/s im Down- und Upload erweitert werden. Der Verband befürchtet, dass es mit dieser Regelung zu einem unkontrollierten Run der Landkreise und Kommunen auf die Fördermittel kommen werde. Dadurch würde sich seiner Ansicht nach der Ausbau verlangsamen, da sich Tiefbaukapazitäten weiter verknappen und deren Kosten weiter ansteigen würden. Tiefbauarbeiten beanspruchen rund 80 Prozent der Kosten beim Glasfaserausbau.

Mit der grundlegenden Überarbeitung des Telekommunikationsgesetzes, die noch in dieser Legislaturperiode abgeschlossen werden soll, wird die Grundlage für den weiteren Glasfaserausbau gelegt. Die Beschleunigung und Berechenbarkeit der Dauer von Genehmigungsverfahren sind entscheidende Faktoren für einen schnelleren Glasfaserausbau. Je nach Art des Ausbauprojektes sind Genehmigungen aus unterschiedlichen Sektoren wie Naturschutz, Denkmalschutz, Wasserschutz und verkehrsrechtliche Anordnungen erforderlich. Die Koordination der Genehmigungen durch eine koordinierende Stelle, wie sie der Gesetzentwurf mit dem „One-Stop-Shop-Prinzip“ vorsieht, könnte erhebliche, beschleunigende Effekte auf den Ausbau haben, so der Breko. Dies gelte insbesondere, da alle behördlichen Entscheidungen der einheitlichen Frist unterliegen sollten.

Aus Sicht des Verbands sollte die koordinierende Stelle auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte eingerichtet werden, da dort die Mehrzahl der Genehmigungen ergeht und die Gemeinden personell entlastet werden. Wichtig sei auch, dass sich der Bund angemessen an den Kosten für die Einrichtung der koordinierenden Stellen beteiligt.

Red.

Info: Marktdaten online

Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) ermittelt jährlich die Lage auf dem Telekommunikationsmarkt und die Entwicklung des Glasfaserausbaus in Deutschland. Für die aktuelle Studie wurden deutschlandweit 195 Netzbetreiber befragt. Daneben wurden weitere Marktdaten öffentlich zugänglicher Quellen herangezogen. Die Untersuchung erstellte der Verband gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Böcker Ziemen Customer Insight Consultants. Sie ist auf der Website des Verbands verfügbar.