Breitbandausbau: Zahlen und Aussichten

Ob es bis 2025 tatsächlich mit den angestrebten 50 Prozent Glasfaserquote klappt, ist laut Verband offen – zu schaffen sei die erwünschte Quote aber auf jeden Fall nur mit Unterstützung der Kommunen. Foto: Adobe Stock/Thomas Söllner

Der Glasfaserausbau ist in Deutschland gut vorangekommen – das zeigt die aktuelle BREKO-Marktanalyse. Geschäftsführer Stephan Albers stellt die wichtigsten Ergebnisse vor.

Wo stehen wir aktuell – und wie realistisch ist das Ziel der Bundesregierung, Deutschland bis 2030 flächendeckend mit echter Glasfaser zu versorgen? Das sind die grundlegenden Fragen der Marktanalyse 2022, die der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) erhoben hat.

Grafik: BREKO

Neben Daten der mehr als 230 Netzbetreiber, die im BREKO organisiert sind, stützt sich die Marktanalyse in diesem Jahr erstmals auch auf Ausbauzahlen aller relevanten, am Glasfaserausbau in Deutschland beteiligten Unternehmen. Neu ist in diesem Jahr außerdem die Erhebung von Ausbauzahlen der ersten beiden Quartale im Veröffentlichungsjahr der Studie sowie die Angabe separater Glasfaserzahlen für alle Bundesländer.

Seit der letzten Erhebung im Jahr 2021 hat der Glasfaserausbau in Deutschland deutliche Fortschritte gemacht, was sowohl für die Digitalisierung insgesamt als auch für den Klima- und Umweltschutz von größter Bedeutung ist. Mit 4,4 Millionen neuen (Homes Passed) Glasfaseranschlüssen seit Ende 2020 haben die Netzbetreiber in den letzten 18 Monaten das Ausbautempo forciert und mittlerweile insgesamt 12,7 Millionen Glasfaseranschlüsse deutschlandweit ermöglicht. Die Glasfaserquote steigt damit kontinuierlich: 26 Prozent, also jeder vierte deutsche Haushalt hat seit Mitte 2022 die Möglichkeit, auf hochleistungsfähige und zukunftssichere Glasfaseranschlüsse zuzugreifen.

Ob der Ausbau der zukunftssicheren digitalen Infrastruktur in diesem Tempo weitergehen wird, hängt von verschiedenen limitierenden Faktoren ab. Die Prognose für den weiteren Ausbau – und damit für die Glasfaserziele der Bundesregierung – ist zwar grundsätzlich positiv, bleibt allerdings risikobehaftet. Für das Jahr 2025, für das die Bunderegierung das Ziel ausgegeben hat, 50 Prozent der Haushalte und Unternehmen mit Glasfaser zu versorgen, prognostiziert die BREKO-Marktanalyse 2022 eine Abdeckung zwischen 40 und 53 Prozent. Wie das Ergebnis letztendlich ausfallen wird, hängt von den politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen sowie der schwer abschätzbaren Entwicklung im Zusammenhang mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ab.

Die Marktanalyse 2022 zeigt: Den größten Teil der Glasfaseranschlüsse realisieren mit 8,8 Millionen Anschlüssen und 71 Prozent weiterhin die alternativen Netzbetreiber, also die Wettbewerber der Deutschen Telekom. Die Investitionen in die digitale Infrastruktur sind im Jahr 2021 auf insgesamt 11 Milliarden Euro und damit wiederholt auf Rekordniveau gestiegen. Auch hier dominieren die alternativen Netzbetreiber. Ihre Investitionen in Höhe von 6,5 Milliarden entsprechen 59 Prozent des gesamten Investitionsvolumens.

Rund die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer, die bereits an das Glasfasernetz angeschlossen sind, buchten darüber im Jahr 2021 auch einen Internettarif. Das zeigt die sogenannte Take-up-Rate, die aus dem Verhältnis der angeschlossenen Nutzer zu den geschlossenen Verträgen berechnet wird. Sie liegt bis Mitte 2022 bei 47 Prozent. Über 1,4 Millionen Kunden buchen bereits jetzt einen Anschluss mit einer Bitrate von 1 Gbit/s oder mehr. Der Nutzen der Glasfaser wird zunehmend erkannt, und damit entwickelt sich diese Technologie immer mehr zum neuen Standard.

Die Marktanalyse 2022 zeigt, dass wir die Chance haben, die sehr ambitionierten Ziele der Bundesregierung bis 2025 und 2030 zu erreichen. Dafür brauchen wir aber die Unterstützung der Politik in Bund, Ländern und Kommunen, um gemeinsam die Voraussetzungen für einen schnellen Ausbau zu schaffen und bestehende Hürden schnell abzubauen.

Stephan Albers

 

Der Autor: Stephan Albers ist Geschäftsführer des Bundesverbands Breitbandkommunikation e.V. (BREKO).