Ohne Pestizide gegen den Löwenzahn

Mehr Grün in der Stadt ist nicht nur schön für das Auge, sondern sorgt für gesündere Luft und ein besseres Klima. Viele Kommunen in Deutschland verzichten bei der Pflege öffentlicher Grünflächen auf den Einsatz von Pestiziden. Ihre Erfahrungen teilten sie jetzt auf einer Fachtagung.

An der Veranstaltung im Umweltbundesamt (UBA) in Dessau-Roßlau nahmen rund 60 Vertreter aus Kommunen, Naturschutzverbänden, Behörden und Parteien teil. „Ein kompletter Verzicht auf Pestizide in Kommunen ist möglich, ohne die Unterhaltungspflichten einer Gemeinde zu vernachlässigen“, betont die Schirmherrin der Veranstaltung, die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD). Bei der umwelt- und naturverträglichen Flächenbewirtschaftung könnten die Gemeinden mit gutem Beispiel vorangehen.

Vortragende aus pestizidfreien Kommunen, zum Beispiel Luxemburg, informierten die Teilnehmenden über ihre Erfahrungen mit der chemiefreien Flächenpflege. Es wurden die positiven Effekte auf Ökologie und Lebensqualität dargestellt, aber auch Herausforderungen, die Kommunen bei einem Verzicht auf Pestizide erwarten. Vorgestellt wurden zudem Geräte, die durch Heißwasser oberirdische Pflanzenteile und oben liegende Wurzeln abtöten. Ebenfalls gezeigt wurden die Bürstentechnik, die oberirdische Pflanzenteile entfernt, und das Schaumverfahren.

Dass Gemeinden nicht nur auf Herbizide zur Unkrautbekämpfung verzichten können, sondern auch in anderen Bereichen ein Arbeiten ohne Pestizide (Oberbegriff für Mittel zur Unkraut- und Schädlingsbekämpfung) im öffentlichen Raum möglich ist, wurde außerdem thematisiert. „Auch Nagetiere oder Schadinsekten lassen sich ohne Chemie bekämpfen. Gegen Ratten und Mäuse etwa sind Fallen viel versprechend“, sagt die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger. „Werden Grünflächen mit Schotterrasen und artenreichen Blühstaudenmischungen gestaltet, ist ein Pestizideinsatz von vornherein unnötig.“ Gleichzeitig bringe diese Gestaltung einen hohen Zierwert, so Krautzberger.

Info: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) informiert in einer Broschüre kompakt über Möglichkeiten und Praxis der Kommunen, auf Pestizide bei der Pflege öffentlicher Grünflächen zu verzichten. Die Autoren geben reich illustrierte Tipps für die Planung und Gestaltung von Flächen, die Erstellung eines Pflegekonzepts, den Einsatz alternativer Verfahren sowie die Einbindung von kommunalen Mitarbeitern und der Bevölkerung. – Download (PDF, 24 S., Dateigröße 3,1 MB, kostenfrei)