Neue Verknüpfungen: Idealtypische Planungsschritte für die Umsetzung von Seilbahnen als Teil des ÖPNV

Urbane Seilbahnen als Teil des ÖPNV sind in Deutschland immer noch Neuland. Abseits von touristischen Angeboten und Bundesgartenschauen finden sich wenig Beispiele für ihre Nutzung. Allerdings ändert sich das gerade: Die Politik hat das Potenzial von Seilbahnen erkannt und 2022 den Leitfaden „Urbane Seilbahnen im öffentlichen Nahverkehr“ veröffentlicht. Der vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr bereitgestellte Handlungsleitfaden bietet umfassende Vorgaben für Planer, Kommunen, Verkehrsunternehmen und Verbünde. Er reicht von der Projektidee über die Planung und den Bau bis zum Betrieb.

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Die Portland Aerial Tram Seilbahn ist fester Bestandteil des städtischen Verkehrssystems. Sie verbindet das Stadtzentrum mit dem Quartier Marquam Hill und überwindet dabei 151 Höhenmeter. Foto: Doppelmayr

Teil einer multimodalen Mobilität

Bei der Integration in ein bestehendes Verkehrsnetz eignet sich die Seilbahn hervorragend als Bestandteil einer multimodalen Mobilität. Hier kann sie neue Verknüpfungen bilden und so die Verkehrsinfrastruktur einer Stadt erweitern, indem sie wichtige Knotenpunkte miteinander verbindet. Gleichzeitig ermöglicht sie einen stetigen Transport und barrierefreien Betrieb ohne Verspätungen, weil sie nicht vom Straßenraum abhängig ist. Durch die effiziente Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel lassen sich nicht nur Wegzeiten verkürzen, auch Fahrplanabstimmungen werden einfacher. So kann der städtische ÖPNV mit Hilfe einer Seilbahn hinsichtlich seiner Reisezeit, Konnektivität und Zugänglichkeit verbessert werden.

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Funktionen von urbanen Seilbahnen als Teil einer multimodalen Infrastruktur. Grafik: Doppelmayr

Bei der Planung ist es wichtig, verschiedene Faktoren zu beachten, die unter anderem eine Analyse der Streckenführung und des Verkehrsaufkommens umfasst. Hinzu kommen finanzielle, ökologische und städtebauliche Faktoren. Dazu müssen Experten aus verschiedenen Disziplinen wie Verkehrs- und Stadtplanung, Umweltschutz, Projektsteuerung und -koordination, sowie der Öffentlichkeits- und Bürgerbeteiligung zusammengebracht werden.

Der idealtypische Projektablauf

Trotz des Leitfadens gibt es bislang kaum Erfahrungen mit urbanen Seilbahnprojekten in Deutschland, die über den Status einer Machbarkeitsstudie hinausgehen. Im Ausland sieht das anders aus, wie das Projekt Câble C1 von Doppelmayr zeigt: Dabei handelt es sich um die erste urbane Seilbahn im Großraum Paris, die als multimodale Ergänzung des ÖPNV-Angebots geplant ist. Sie wird nach ihrer Fertigstellung Ende 2025 vier Gemeinden im Département Val-de-Marne besser miteinander verbinden und rund 20.000 Menschen eine optimierte Mobilität bieten.

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Câble C1 ist als Gesamtkonzept angelegt, als System aus fünf neuen, ebenerdigen Stationen und integrativ gestalteten Kabinen. Foto: Île-de-France Mobilités – Doppel France

Der Projektablauf ist hier ähnlich wie in Deutschland: Der Prozess beginnt mit einer Bedarfsplanung. Hier wird unabhängig von der späteren Wahl des Verkehrsmittels untersucht, welche Möglichkeiten es für eine Optimierung des ÖPNV im Untersuchungsgebiet gibt. Anschließend werden die Ziele zur Verbesserung der Situation durch einen Anforderungskatalog festgelegt und verschiedene Optionen geprüft. Im nächsten Schritt erfolgt eine Voruntersuchung, bei der die geeigneten Verkehrsmittel analysiert werden. Kommen verschiedene Verkehrsmittel infrage, wird ein Systemvergleich unter Maßgabe der gleichen Anforderungen vorgenommen. Kriterien sind hier unter anderem die verkehrliche Wirkung, die Wirtschaftlichkeit, technische Voraussetzungen, die notwendige Infrastruktur- und Betriebsplanung sowie die Genehmigungsfähigkeit der jeweiligen Variante.

Dabei ist es wichtig, Bürgerinnen und Bürger früh zu informieren und in das Projekt einzubinden, gerade wenn es sich um ein neuartiges Verkehrssystem wie eine urbane Seilbahn handelt. Sorgen von Bürgerinnen und Bürgern bei urbanen Seilbahnen sind beispielsweise die Verschattung und Einsehbarkeit von Grundstücken und Gebäuden oder die Lärmbelastung. In der Regel lassen sich solche Themen aber alle konstruktiv lösen.

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Die Seilbahn auf der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim war nicht nur ein Besuchermagnet, sondern auch ein Beispiel dafür, was nachhaltige Mobilität im städtischen Raum bedeuten kann. Foto: Doppelmayr

Von der Planung zur Ausführung

Fällt die Entscheidung für eine urbane Seilbahn, erfolgt die Ausschreibung zur Umsetzung. Es stehen verschiedene Ausschreibeverfahren zur Auswahl. Eine für alle Beteiligten sehr effektive und zielführende Form ist die funktionale Ausschreibung. Hier werden die Zielsetzung und die Anforderungen an die Lösung klar formuliert. Die architektonische Gestaltung, städtebauliche Integration und technische Detailausführung erarbeiten die Bieterkonsortien als Gesamtleistung gemeinsam mit dem Auftraggeber. So ergeben sich kaum Schnittstellenprobleme. Die Risiken zwischen dem Bauherrn und dem Auftragnehmer sind klar zuordenbar.

Im Zuge der Genehmigungsverfahren als nächstem Schritt werden sämtliche rechtliche und technische Vorgaben nach den geltenden Normen und Gesetzen beurteilt sowie Fragen und Einwände der Verfahrenspartner bewertet und beantwortet. Das Ziel aller Verfahren ist die Bau- und Betriebsgenehmigung – auch unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Umwelt und finanziellen Fördermöglichkeiten. Anschließend erfolgt die Ausführungsphase mit dem konkreten Bau der Seilbahn und ihre Inbetriebnahme mit technischer Überprüfung und Übergabe an ein kommunales oder privates Verkehrsunternehmen.

Über die Doppelmayr Gruppe

Die Doppelmayr Gruppe repräsentiert insbesondere Qualitäts-, Technologie- und Marktführerschaft im Bau von Seilbahnsystemen für den Personen- und Materialtransport sowie hochtechnologischer Intralogistik-Lösungen. Das Unternehmen blickt auf eine über 130-jährige Geschichte und auf ein Jahrhundert an Erfahrung in der Planung, Entwicklung, Konstruktion, Produktion und Bau von Seilbahnen zurück. Diese bewährte Technologie und die damit erzielte Zuverlässigkeit trägt dazu bei, dass die Seilbahn eine beliebte und leistungsstarke Mobilitätslösung geworden ist – in Ski- und Ausflugsgebieten sowie in Städten und an Flughäfen weltweit.

Kontakt:

Doppelmayr Seilbahnen GmbH
Konrad-Doppelmayr-Straße 1, Postfach 20
6922 Wolfurt, Österreich
Ansprechpartner: Reinhard Fitz
Tel.: +43 5574 604 468
E-Mail: mobility@doppelmayr.com
www.doppelmayr.com