Know-how für den kommunalen Umweltschutz

Im Lauf der kommenden Monate haben Führungskräfte und Fachmitarbeiter aus Kommunen vielfach Gelegenheit, neue Impulse für den Umweltschutz aufzunehmen. Auf Kongressen und Messen referieren Experten und Praktiker über Themen der Abwasserentsorgung, Abfallwirtschaftkommen oder auch des Lärmschutzes. Wir bieten einen Vorblick auf ausgewählte Veranstaltungen.

Zum 31. Oldenburger Rohrleitungsforum (IRO) werden mehr als 3000 Besucher aus dem In- und Ausland, rund 350 Aussteller und etwa 130 Referenten und Moderatoren erwartet. 30 Themenblöcke umfasst das breitgefächerte Tagungsprogramm, bei dem sich nicht alles, aber vieles um das Tagungsmotto „Rohrleitungen in digitalen Arbeitswelten“ drehen wird.

Was bedeutet die Digitalisierung der Arbeitswelt für unsere Rohrleitungsnetze? Was können die zunehmend sicher anwendbaren Systemlösungen zum Beispiel für den optimierten Betrieb von Netzen beitragen? Was erwarten wir für die Zukunft? So lauten einige der Fragen, die in Oldenburg diskutiert werden sollen.

Inhaltlich führt das Forum damit den roten Faden der vorangegangenen Veranstaltungen fort und erfüllt den Anspruch, nicht nur den Finger am Puls der Zeit zu haben, sondern durchaus ein wenig vorauszuschauen und damit Impulse für die ganze Branche zu geben. „Wir wollen dazu beitragen, Visionen zu schaffen“, erklärt Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des Instituts für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg, Geschäftsführer der IRO GmbH Oldenburg und Vizepräsident der Jade-Hochschule.

Unterteilt in fünf thematische Handlungsstränge, bietet die Veranstaltung eine inhaltliche Vielfalt, mit der sich die Gäste aus dem Wasser- und Abwasserbereich ebenso identifizieren können wie die aus dem Gas- und Ölsegment. Wie gewohnt gibt es Neuigkeiten von den Herstellern der unterschiedlichsten Rohrleitungsmaterialien, aus dem Bereich der grabenlosen Verlegetechniken, der Schweißtechnik, der Fernwärme oder von den Verbänden.

Daneben gehen die bewährten Klassiker an den Start, die immer Eingang in die Programmvielfalt des Oldenburger Rohrleitungsforums finden. Freuen können sich die Besucher selbstverständlich auch wieder auf die „Diskussion im Café“ und den „Ollnburger Gröönkohlabend“ in der Weser-Ems-Halle, der den ersten Ausstellungstag beschließt.

Die Stadt Schwäbisch-Gmünd (Baden-Württemberg) und ihre Stadtwerke unterstützen als einer der aktiven Kommunalpartner das Förderprojekt „Kommunal 4.0“, in dem der Nutzen digital vernetzter Anwendungen und Prozesse in der Wasser- und Abwasserwirtschaft erprobt wird. Unterstützt werden die Projekte durch die Hochschule Aalen mit ihrem Studiengang Internet of Things (IoT) sowie der Hochschule für Gestaltung mit Sitz in Schwäbisch Gmünd.

Der erste Fachkongress Kommunal 4.0. wird am 9. Februar in Schwäbisch Gmünd praktische Entwicklungen aus drei Pilotprojekten vorstellen. Die Stadtwerke Schwäbisch Gmünd präsentieren die „Integration dezentraler Wassersysteme per Weblösung“, die Entsorgungsbetriebe Siegen stellen das „Sinkkästenmanagement“ vor, die Stadt Öhringen demonstriert die „Kanalnetzbewirtschaftung unter Nutzung digitaler Niederschlagsdaten“.

Abgerundet werden die praktischen Berichte mit einem Vortrag zur IT-Sicherheit am Beispiel einer kommunalen ISMS-Anwendung (ISMS = Information Security Management System, zu Deutsch: Managementsystem für Informationssicherheit).

Da es sich um eine Informationsveranstaltung in erster Linie für Kommunen und Ingenieurbüros der kommunalen Wasserinfrastruktur handelt, wird für die Veranstaltung keine Teilnahmegebühr erhoben. Die bislang beim Veranstalter HST Systemtechnik (Meschede) vorliegenden Anmeldungen belegen die Bedeutung des Themas Digitalisierung für die kommunalen Entscheidungsträger. Mehr als die Hälfte der registrierten Teilnehmer haben ein Bürgermeisteramt inne.

Unter dem Motto „aus der Praxis für die Praxis“ widmen sich die Vorträge der Göttinger Abwassertage aktuellen Fragestellungen rund um die Sanierung und Bewirtschaftung von Abwasserkanälen. Eine Fachausstellung, zahlreiche Vorführungen und Gelegenheit zum fachlichen Austausch sind weitere Merkmale der Veranstaltung unter Federführung von Igor Borovsky von der Technischen Akademie Hannover und Maren Reimann von den Göttinger Entsorgungsbetriebe.

Der Umgang mit Starkregen wird in diesem Jahr eines der Hauptthemen der 17. Göttinger Abwassertage (21. bis 22. Februar) sein. Reinhard Beck (Ingenieurbüro Reinhard Beck, Wuppertal) stellt in seinem Vortrag am ersten Kongresstag dar, wie Risiken aus Starkregen modelliert, identifiziert und visualisiert werden und wie die Maßnahmenentwicklung im Team erfolgt. Bauassessor Klaus-Dieter Rademacher (Essen) beleuchtet, was Starkregen und urbane Sturzfluten unter rechtlichen Gesichtspunkten für Städte und Gemeinden bedeuten. Die Stadtplanung im Zusammenwirken mit Landschaftsarchitektur und Stadthydrologie ist das Thema von Gerhard Hauber (Ramboll Studio Dreiseitl, Überlingen).

Weitere Themen der Abwassertage sind Recht (Leitungsrecht, Kabel im Kanal, Verantwortlichkeiten für Mängel am Bau), kommunale Entwässerungsstrategien ((Mehrspartenstrategie, Qualitätssicherung bei der offenen Bauausführung, Oberflächenentwässerung) sowie Sanierung und Sanierungstechniken (Mauerwerksanierung, Rohrvortrieb, Qualitätssicherung).

Nach Angaben der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) sind 20 Prozent aller Kanalleitungen in Deutschland kurz- bis mittelfristig sanierungsbedürftig. Das macht die Herausforderung an alle Beteiligten deutlich. Das Lindauer Seminar ist auch im 30. Jahr seines Bestehens ein Forum für praktische Kanalisationstechnik und diskutiert über zukunftsfähige Entwässerungssysteme.

„Seit Ende der 1980er-Jahre haben sich die Lindauer Seminare immer weiterentwickelt“, so Veranstalter Ulrich Jöckel, Geschäftsführer der JT-Elektronik. „In den letzten Jahren zählte die Veranstaltungsreihe jeweils sogar häufig mehr als 500 Teilnehmer und darüber hinaus 50 bis 60 ausstellende Firmen.“ Damit ist sie nach Jöckels Worten „das größte und bedeutendste deutschsprachige Fachforum für die Siedlungsentwässerung“.

Den Schwerpunkt des Seminarprogramms 2017 bilden sechs Vortragsblöcke. Am 9. März stehen Rahmenbedingungen und Herausforderungen, moderne Siedlungsentwässerung und die damit verbundenen aktuellen Herausforderungen an den Kanalbetrieb, Planung und Strategien zur Bewältigung von Starkregenereignissen sowie Erfahrungen bei der Instandhaltung von Kanalisationen auf dem Programm. Neue Entwicklungen für die Praxis sowie Kanalsanierung von der Planung bis zur Abnahme sind Themen am 10. März. Die Veranstaltung steht auch in diesem Jahr unter der fachlichen Leitung von Max Dohmann aus Aachen sowie F. Wolfgang Günthert aus München.

Das Lindauer Seminar will sowohl Fachleuten als auch Berufseinsteigern einen Mehrwert vermitteln. Die Teilnehmer kommen aus allen relevanten fachlichen Bereichen, Behörden, Kommunen, Planungsbüros, produzierenden und dienstleistenden Unternehmen sowie Forschungsinstituten. Darüber hinaus sind Jahr für Jahr auch Vertreter der Bundes- und Landespolitik, von Fachverbänden und der Versicherungswirtschaft anwesend, die Perspektiven für die Branche und für die Jahrhundertaufgabe Kanalsanierung aufzeigen.

Mehr als 500 in- und ausländische Aussteller werden die Fachmesse Wasser Berlin International Ende März als Innovationsplattform nutzen. Die Palette der präsentierten Produkte und Dienstleistungen bildet den Wasserkreislauf umfassend ab und reicht von der Wassergewinnung über Abwasserbehandlung und IT-Dienstleistung bis hin zur Mess-, Regel- und Analysetechnik.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe erläutert auf der Messe anhand eines Modellbeispiels die Trinkwassernotversorgung der Stadt Köln. Unter den Exponaten können Fachbesucher beispielsweise den Rohrpassivsammler „RPS“ von GCI begutachten, der den Einsatz von Kollektormaterialien für die Überwachung von Wasserinhaltstoffen im gesteuerten Messwasserstrom ermöglicht. Ab 2017 sind die ersten Geonex-Bohrgeräte in Zentraleuropa positioniert, darüber informiert die Geonex Oy aus Finnland die Messebesucher im Detail. Die wesentliche Innovation bei der neuen Vortriebsmaschinentechnik AVNS von Herrenknecht besteht aus einer neuen Leistungsversorgung in der Maschine sowie der Integration einer Strahlpumpe als Förderpumpe.

Der Kongress der Wasserwirtschaft verbindet die präsentierten Produkte und Systeme mit den politischen sowie administrativen Erfordernissen. Referenten aus Wissenschaft und Praxis – aus Universitäten, Wasserwirtschaftsverbänden und Unternehmen aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland – greifen aktuelle Fragen und Entwicklungen zum Thema Wasser auf.

Das zehnte Internationale Leitungsbausymposium steht am 28. und 29. März zum dritten Mal in Verbindung mit der Fachveranstaltung „No Dig Berlin“ auf dem Messekalender. Es bietet Fachleuten die Chance zum Erfahrungsaustausch über die neuesten Innovationen der offenen und geschlossenen Technologien im Rohrleitungsbau.

Mit einer Reihe von Angeboten ist die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) auf der Wasser Berlin International vertreten. Erstmals wird es einen Forschungs- und einen Europatag geben. Außerdem beteiligt sich die DWA mit mehreren Veranstaltungen am Messe-Kongressprogramm.

Der Forschungstag gliedert sich in zwei Blöcke zu den Themen Wasserinfrastruktursysteme und Infrastrukturforschung sowie Konzeption und Bemessung von energieeffizienten und ressourcenschonenden Kläranlagen. Der Forschungsbedarf für die wasserwirtschaftliche Praxis wird erläutert.

Die DWA-Kongressbeiträge beschäftigen sich unter anderem mit den Anforderungen an ein innovatives und nachhaltiges Abwassermanagement, der Wechselwirkung von Innovation und Praxis sowie den Berufschancen in der Wasserwirtschaft.

Umfragen des Umweltbundesamtes belegen, dass sich fast jeder zweite Deutsche von zwei oder mehr Lärmquellen belästigt fühlt. Fast ein Viertel der Befragten sieht sich immerhin noch von einer Kombination aus Straßen-, Schienen- und Fluglärm belastet. Vor diesem Hintergrund ist es – gerade in Veranstaltungen zur aktiven Beteiligung der Öffentlichkeit an Planungsprozessen – den Menschen nicht mehr nachvollziehbar zu vermitteln, dass beim gemeinsamen Einwirken von Schallquellen unterschiedlicher Art lediglich die Pegel der einzelnen Quellen, nicht aber ihre Gesamtbelastung beurteilt wird.

Die Tagung „Bewertung von Gesamtlärm – eine (deutsche) Dauerbaustelle“ des Beratungsbüros Lärmkontor am 23. und 24. März 2017 wird sich dieser Thematik aus unterschiedlichen Richtungen nähern. Zu Beginn bilanzieren Mirco Bachmeier (Lärmkontor) und Bernhard Berger (EU-Kommission) in ihren Beiträgen die Resultate aus zehn Jahren Umgebungslärmrichtlinie. Im Anschluss stehen Referate zu deren Anwendungen in der Praxis sowie Ausführungen zu Gesamtlärmwirkungen.

Am zweiten Tag stehen Vorträge zur rechtlichen Entwicklungen in den Nachbarländern sowie zur Geschichte des in den späten 1970er-Jahren diskutierten Verkehrslärmschutzgesetzes und die gegenwärtigen Perspektiven eines möglichen Gesamt-Lärmschutzgesetzes auf dem Programm.

  • Abfallwirtschaft
    Terratec (5. bis 7. April, Leipzig)

Mit einem neuen Konzept öffnet die abfallwirtschaftliche Fachmesse Terratec am 5. April 2017 ihre Tore in Leipzig. Von nun an sollen Ausstellung und Fachprogramm eng verzahnt sein. Um den Dialog zwischen Ausstellern und Besuchern zu fördern, findet der Großteil der Fachveranstaltungen an den drei Messetagen bis 7. April direkt in der Messehalle in offenen Foren statt. Veranstalter der Terratec ist die Leipziger Messe.

Der Ausstellungsschwerpunkt liegt auf Technik und Dienstleistungen rund um die Abfallentsorgung. Innovationen und bewährte Verfahren zur Sammlung, Beförderung, Aufbereitung und Behandlung von Wert- und Reststoffen werden ebenso vorgestellt wie Recycling und Deponierung. Zum Spektrum der Messe gehören auch Konzepte, Informationen und Lösungen zur Abfallvermeidung und Rohstoffeffizienz.

Angrenzende Themenbereiche wie Straßenreinigung, Grünanlagenpflege und Winterdienst, Abwasserbehandlung und Wasserkreislaufführung, Schutz und Sanierung von Boden, Grundwasser und Gewässern sowie Abluftreinigung und Luftreinhaltung runden das Angebotsprofil ab.

Ein Fokus in diesem Jahr richtet sich auf den Aspekt „Nachhaltige öffentliche Beschaffung“ von Produkten aus mineralischen Abfällen und Altkunststoffen, insbesondere auf Fragen des Recyclings sowie die Akzeptanz und den praktischen Einsatz im öffentlichen Raum. Dieses Thema wird ausführlich im Recycling-Fachforum behandelt, an dessen Programm der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) sowie weitere Verbände und Vereine der Branche beteiligen. In der Ausstellung erhalten Besucher einen Überblick über entsprechende Produkte.

Für das Thema „Digitalisierung in der Entsorgungsbranche“ bieten Forschungseinrichtungen, Hersteller von Hardware und Dienstleister von IT-Plattformen Innovationen an, die im Hallenforum von Anwendern, Verbänden und Ausstellern diskutiert werden.

Einen weiteren Ausstellungsschwerpunkt bildet die biologische Abfallbehandlung. Hersteller von Abfallbehältern, Anlagenbauer und Anwender präsentieren Lösungen für die Erfassung und Sammlung, zur Akzeptanzsteigerung, Techniken bei der Verwertung sowie passende Produkte. Auch dieser Thematik wird sich ergänzend ein Fachforum widmen.

Eine wichtige Rolle auf der Terratec spielen zudem Innovationen in der Straßenreinigung. Vertreter von Verbänden und Anwender referieren unter anderem zur Behandlung von Feinstaub, zu Sonderaufgaben und zu digitalen Lösungen in diesem Bereich. Im Freigelände, das direkt an die Messehalle angrenzt, zeigen die Hersteller ihre Maschinen in der Praxis.

Aktuelle Entwicklungen in der Kreislaufwirtschaft stehen am ersten Tag des 29. Kasseler Abfall- und Bioenergieforum (25. bis 27. April) im Mittelpunkt. Die Referenten beleuchten Chancen und Perspektiven für die kommunale und private Abfall- und Ressourcenwirtschaft. Stichworte sind zum Beispiel Abfallvermeidung oder Zero Waste, das Konzept einer abfallfreien Wirtschaft.

Weit gespannt ist das Themenspektrum am 26. April. In Statements und Diskussionen geht es um Fremdstoffentfrachtung, neue rechtliche Regelungen, biologisch abbaubare Werkstoffe, Elektro- und Elektronik-Schrott, Verpackungsgesetz, Müllverbrennung, Holzenergie und Märkte. Claus-Gerhard Bergs vom Bundesumweltministerium erläutert die Novelle der Klärschlammverordnung und das Ziel der Phosphatrückgewinnung. Hans-Walter Schneichel vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium erörtert den Einsatz von Komposten und Gärresten vor dem Hintergrund des neuen Düngerechts. Hans-Peter Ewens (Bundesumweltministerium) zeigt auf, welche Konsequenzen die Novelle der TA Luft für den Betrieb von biologischen Abfallbehandlungsanlagen hat.

Am 27. April stehen die Stoffstromlenkung durch Gebührensysteme sowie die Themen mineralische Abfälle und Deponien auf dem Programm.

Veranstalter des traditionsreichen Fachkongresses mit begleitender Messe ist das Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie, die Schirmherrschaft hat das Bundesumweltminsiterium inne. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Klaus Wiemer und Thomas Raussen vom Witzenhausen-Institut.