Laufen, Heben, Balancieren – das Trainieren dieser Bewegungsformen unterstützt ältere Menschen beim Erhalt ihrer Agilität. Entsprechend ausgestattete Parcours im öffentlichen Raum könnten zu Stützpfeilern der kommunalen Gesundheitsförderung werden. Empfehlenswert sind niederschwellige Angebote.
Der Anteil älterer Menschen innerhalb der deutschen Bevölkerung wird sich in den kommenden Jahren weiter erhöhen. Daher gehört der Erhalt einer selbstständigen Lebensführung zu den wichtigsten gesundheitspolitischen Zielen. Der Gesundheitsförderung im Wohnumfeld kommt hierbei eine wachsende Bedeutung zu. Denn sie kann dazu beitragen, Krankheiten und Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder zumindest hinauszuzögern. Dies verbessert nicht nur die Lebensqualität für den Einzelnen, sondern kann auch Gesundheits- und Pflegekosten reduzieren.
Kommunen sind daher gut beraten, sich für eine zielgruppenorientierte Entwicklung von erholungs- und bewegungsfördernden Angeboten einzusetzen. Von besonderem Interesse sind dezentrale Bewegungsangebote, die leicht erreichbar und für alle Angehörigen der heterogenen Gruppe der über 50-Jährigen attraktiv sind. In diesem Zusammenhang erweisen sich Bewegungsparcours als besonders erfolgversprechend.
Freiwillig und kostenlos
Diese Parcours bieten eine Kombination unterschiedlicher Sportgeräte, die über einen hohen Aufforderungscharakter verfügen. Sie eignen sich für Parks und öffentliche Grünanlagen ebenso wie für die Außenanlagen von Kur- und Senioreneinrichtungen. Eine Studie des hessischen Sozialministeriums belegt, dass eine regelmäßige Nutzung die körperliche Leistungsfähigkeit bei Menschen von über 60 Jahren deutlich verbessert und sich auch positiv auf das psychische Wohlbefinden auswirkt. Gleichzeitig wird das Sturzrisiko bedeutend gesenkt, wie die Studie „Standardisiertes Notrufabfrageprotokoll“ (SNAP) der Berliner Charité zeigte. Hinzu kommt, dass auch Personen, die sportlich ungeübt sind, dazu ermutigt werden, sich im Freien zu bewegen.
Wichtig ist darüber hinaus der soziale Aspekt. Der niederschwellige Ansatz von Bewegungsparcours ermöglicht es den Nutzern, auf zwangslose Weise andere Menschen zu treffen und neue Freundschaften zu schließen. Hinzu kommt, dass es sich um ein freiwilliges und kostenloses Angebot handelt. Angebote für ältere Zielgruppen differenzieren sich deutlich von Fitness-Zirkeln für Sportler und Spielplätzen für Kinder.
Wie man aus bisherigen Erfahrungen weiß, eignen sich Geräte, deren Nutzung eine hohe Geschicklichkeit oder Kraftanstrengung erfordert, primär für jüngere und sportliche Menschen. Daher sind gerade für ältere Zielgruppen niederschwellige Angebote empfehlenswert, die fördern, ohne zu überfordern. Sie bieten einen einfachen Einstieg und ermöglichen Übungen mit vertrauten Bewegungsmustern. Gerade Übungen ohne Gefährdungspotenzial überzeugen: Fahrradfahren im Sitzen auf der Bank oder eine Kurbel für die Arme. Durch die Integration in den Bodenbelag wird bei vorbildlichen Produkten die Stolpergefahr reduziert und eine zurückhaltende Gestaltung ermöglicht.
Anlagen, die an Fitnessstudios oder Kinderspielplätze erinnern, werden von älteren Nutzern eher gemieden. Wie Untersuchungen zeigen, trifft dies auch auf eine Kombination von Geräten für unterschiedliche Nutzergruppen zu, die nicht über eine ausreichende Distanz zueinander verfügen.
Für eine erfolgreiche Ansprache der Zielgruppe ist darüber hinaus die Wahl des Standortes ausschlaggebend. Gerade ältere Menschen bevorzugen eine Lage, die verhindert, dass sie von anderen Passanten beobachtet werden können. Auch die Erreichbarkeit von Sanitäranlagen ist ein bedeutsamer Faktor.
Bedarf vorab ermitteln
Nach Ansicht des hessischen Sozialministeriums ist es denkbar, dass Bewegungsparcours zu einem „Stützpfeiler der Architektur kommunaler Gesundheitsförderung“ werden. Dies gelingt jedoch nur, wenn zuvor der spezifische Bedarf der jeweiligen Zielgruppe ermittelt und sie aktiv am Planungsprozess beteiligt wird. Im Falle der älteren Bürger bietet sich die Kontaktaufnahme zu den kommunalen Seniorenbeiräten oder zu offenen Seniorengruppen in den Stadtteilen an.
Grundsätzlich ist es erfolgversprechend, wenn Mitarbeiter aus den Gesundheits-, Senioren- und Grünflächen- sowie Stadtentwicklungsämtern das Vorhaben gemeinsam planen. Hierbei gilt es zum einen, das Know-how örtlicher Netzwerkpartner in die Konzept- und Umsetzungsphase zu integrieren. Dazu zählen kirchliche Organisationen, Wohlfahrtsverbände, Volkshochschulen sowie Senioren- und Sportvereine.
Zum anderen kann die Einbindung lokaler Akteure, wie etwa Stiftungen und Unternehmer, insbesondere aus der Wohnungswirtschaft, bei der Akquise finanzieller Mittel hilfreich sein. Diese Kooperationen haben Potenzial: Wenn sich Städte und Gemeinden bereit erklären, ein Grundstück zur Verfügung zu stellen und/oder einen Anteil (z. B. 25 Prozent) zu übernehmen, gelingt die Sponsorensuche leichter. Auch Förderungen wie das Europäische LEADER-Programm können eingebunden werden.
Um (Folge-)Kosten, wie etwa durch die Gerätewartung, im Blick zu behalten, empfiehlt es sich, einen Finanzierungsplan zu erstellen, wie dies in einer Broschüre zum Thema „Bewegungsparcours“ des Deutschen Städte- und Gemeindebunds empfohlen wird. Auch die Verwendung von Qualitätsprodukten, die sich im Außenraum bewährt haben, und die risikolose Nutzung (DIN 79 000) stellen sicher, dass neu errichtete Anlagen auch die Rentner von morgen überzeugen und ihnen Spaß bereiten.
Michaela Allgeier / Mathias Knigge
Die Autoren
Michaela Allgeier, Essen, ist freiberufliche Beraterin und Autorin mit Schwerpunkt Gerontologie,
Mathias Knigge, Hamburg, ist Produktdesigner und Gründer von Grauwert – Büro für Inklusion und demografiefeste Lösungen
Info: Die Planung von Bewegungsparcours in den Kommunen muss nicht bei null ansetzen. Die Autoren dieses Beitrags stellen auf Anfrage gern eine Checkliste zur Verfügung.