Netzausbau ─ viel mehr ist möglich

Der Mobilfunkstandard 5G sorgt für ein schnelleres und zuverlässigeres mobiles Internet. „Als zweites wichtiges Element neben dem Glasfaserausbau spielt er eine entscheidende Rolle", betont Jügen Grützner. Adobe Stock/Manuel Schönfeld

Glasfaser oder 5G? Die Antwort von VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner ist klar: beides natürlich! Er erklärt die Verbandssicht auf den aktuellen Ausbaustand.

Welche Bedeutung die digitalen Infrastrukturen für den Alltag und die Wirtschaft haben, ist spätestens durch die verschiedenen Krisen dieser Zeit offensichtlich geworden: Sie sind die hochmodernen technologischen Lebensadern unserer Gesellschaft, stellen die Grundvoraussetzung für die Digitalisierung und Zukunftsfähigkeit Deutschlands dar.

Die Aufholjagd beim Glasfaserausbau (FTTB/H) läuft auf Hochtouren. Nur rund drei Jahre nach dem Start können drei Viertel der Bevölkerung den leistungsstarken neuen Mobilfunkstandard 5G nutzen. Nicht nur für die Nutzerinnen und Nutzer spielt die Versorgung mit Glasfaser und 5G eine wichtige Rolle, sondern auch für die Kommunen und den Wirtschaftsstandort. Dabei geht es nicht um ein Entweder-oder – vielmehr werden beide Verbindungswege benötigt.

Alles geht schneller, viel mehr ist möglich: So kann man die Vorteile der beiden Technologien im Festnetz und Mobilfunk zusammenfassen. Riesige Datenmengen in rasendem Tempo down- und uploaden, störungsfrei ohne Verzögerungen mehrere Dienste, Anwendungen und Kommunikationskanäle gleichzeitig nutzen, Filme in HD ruckelfrei anschauen – mit einer Glasfaser-Internetverbindung läuft es. Glasfaser ist die zukunftsfähige und nachhaltige Technologie fürs Festnetz und die Anbindung von Mobilfunkmasten. Sie liefert – anders als die alte Kupferübertragung – stabile Übertragungsgeschwindigkeiten und ist nicht störungsanfällig. Zukünftig wird die Glasfasernutzung noch selbstverständlicher werden, denn die Datenmengen, die durchs Netz müssen, wachsen täglich. Mehr als 122 Milliarden Gigabyte Datenverkehr sind vergangenes Jahr laut Marktstudie 2022 von Dialog Consult und VATM über die Festnetzleitungen verarbeitet worden – und die Kurve zeigt weiter steil nach oben. Insgesamt mehr als 38 Millionen Festnetzanschlüsse können den Nutzern in Deutschland Bandbreiten von einem Gigabyte pro Sekunde (Gbit/s) bieten – fast 90 Prozent davon haben die Wettbewerber der Telekom errichtet.

Möglichst schnell und unkompliziert

Neben Glasfaser- stellen auch Breitbandkabelanschlüsse mit DOCSIS-3.1-Technik Topgeschwindigkeiten zur Verfügung. Mehr als drei Viertel aller Privathaushalte können Gigabitanschlüsse beziehen. Ende 2022 standen mehr als zwölf Millionen FTTB/H-Anschlüsse in Deutschland zur Verfügung (Quelle: TK-Marktstudie 2022). Sie bauen weiter am Limit aller Kapazitäten, vor allem der verfügbaren Baukapazitäten. Rund 50 Milliarden Euro wollen Unternehmen und Investoren für den hiesigen Glasfaserausbau aufbringen.

Damit der FTTB/H-Ausbau möglichst gut vorankommt, ist eine optimale Zusammenarbeit mit den Kommunen wichtig. So sind zum Beispiel eine Offenheit für kostensparende, schnelle und alternative Verlegemethoden sowie eine möglichst unkomplizierte und zügige Abwicklung der Genehmigungsverfahren wichtig – und das Bewusstsein bei den kommunalen Verantwortlichen, dass nicht alle Orte gleichzeitig ausgebaut werden können.

Wenn jedoch ein Unternehmen zum Ausbau bereit ist, sollten alle an einem Strang ziehen, Bürgerinnen und Bürger sollten die Gelegenheit ergreifen, ihr Haus oder ihre Wohnung anschließen zu lassen. Eine einzelne Versorgung im Nachhinein ist häufig schwierig und teurer.

Für die digitale Transformation und die Wahrung der internationalen Spitzenposition als Wirtschaftsstandort spielt der Mobilfunkstandard 5G als zweites wichtiges Element neben dem Glasfaserausbau eine entscheidende Rolle. Als Nachfolger von 4G bietet das 5G-Netz mehr Leistung, höhere Geschwindigkeiten und kürzere Latenzen (Verzögerungen bei der Datenübertragung).

Power für Roboter, VT & Co

Schnelle Ladezeiten, Smart-Home-Lösungen und autonomes Fahren: Das sind nur ein paar Beispiele, wie der neue Mobilfunkstandard Verbraucherinnen und Verbrauchern das Leben erleichtern wird. Hinzu kommt, dass Glasfaser und 5G im Vergleich zu den Vorgängertechnologien deutlich energiesparender sind.

Besonders in der Industrie können mit 5G Anwendungen vorangetrieben werden, die nur mit diesem hochmodernen Mobilfunkstandard umsetzbar sind. Das reicht vom komplett automatisierten Robotereinsatz in der Produktion über selbstfahrende Lieferfahrzeuge bis hin zu Virtual Reality-Anwendungen.

Es kostet mehrere Milliarden Euro, das 5G-Netz hierzulande wie geplant aufzubauen. Zahlreiche Mobilfunkmasten müssen modernisiert und noch mehr neue errichtet werden. Auch hier ist es wichtig, dass Politik und Kommunen beim Ausbau für die richtigen Rahmenbedingungen sorgen. Aktuell dauert die Inbetriebnahme eines Mobilfunkstandortes in Deutschland häufig mehr als zwei Jahre, etwa die Hälfte davon entfällt auf Genehmigungsverfahren.

Es kann auch anders funktionieren. Das zeigt ein Blick in andere EU-Länder. In Portugal etwa gilt die Baugenehmigung für einen Funkmast nach 30 Tagen als erteilt, wenn sich die zuständige Behörde bis dahin nicht dazu geäußert hat. Die Einführung einer Genehmigungsfiktion wäre auch in Deutschland ein zentraler Hebel, um die Genehmigungsprozesse zu beschleunigen.

Wie in einigen Bundesländern bereits für den Wohnungsbau vorgesehen, sollten die Landesbauordnungen um eine Genehmigungsfiktion für Mobilfunkmasten erweitert werden. Eine Gesetzesanpassung würde den Mobilfunkausbau insgesamt deutlich beschleunigen und die kommunale Verwaltung gleichzeitig entlasten. Ohne Ausbau und Masten kann es keine nahezu lückenlose Versorgung mit Mobilfunk geben.

Die Datenmenge, der das Mobilfunknetz standhalten muss, ist seit Einführung des mobilen Internets rasant gestiegen – und ein Ende des Wachstums ist weiterhin nicht absehbar. Allein innerhalb eines Jahres ist das mobile Datenvolumen von Ende 2021 bis Ende 2022 um die Hälfte gewachsen. Unter anderem internetfähige Geräte wie Wearables und Smart Home Devices lassen die Menge an Daten immer weiter steigen.

Jürgen Grützner, Geschäftsführer beim Verband der Anbieter von Telekommunikations-und Mehrwertdiensten e.V. (VATM)