Werterhalt im Zeichen des Klimawandels

Der Wald und die Forstwirtschaft erbringen ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Wirkungen und Leistungen. Um dies für die Zukunft zu sichern, muss der Kommunalwald an die klimatischen Veränderungen angepasst werden. Dieser Beitrag schildert die Entwicklung am Beispiel von Rheinland-Pfalz.

Die Waldbewirtschaftung ist eine kommunale Selbstverwaltungsaufgabe. Die jeweilige Gemeinde als Eigentümerin des Waldes trägt umfassend die rechtliche und politische Verantwortung für den oftmals wertvollen Bestandteil des Gemeindevermögens. Mit seinen Nutz-, Schutz- und Erholungswirkungen dient der Kommunalwald den Interessen der Gemeinde und der örtlichen Bevölkerung, aber auch dem Gemeinwohl.

Die Ergebnisse der im Jahr 2014 veröffentlichten Bundeswaldinventur zeigen, dass die Wälder in Rheinland-Pfalz laubholz- und vorratsreicher, naturnäher und älter geworden sind. Sie haben sich damit im Sinne des Leitbildes einer naturnahen Waldbewirtschaftung weiterentwickelt. Die besondere Bedeutung des Waldes für die Biodiversität und für den Naturhaushalt kommt unter anderem darin zum Ausdruck, dass die „Natura-2000“-Gebiete (Natur- und Vogelschutzgebiete) in Rheinland-Pfalz zu 78 Prozent aus Waldflächen, davon 44 Prozent Kommunalwald, bestehen.

Das Jahr 2016 war das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Auf die beiden Vorjahre 2014 und 2015 traf dies jeweils in gleicher Weise zu. Die mittlere Jahrestemperatur hat in Rheinland-Pfalz seit 1881 um 1,5 Grad Celsius zugenommen. Der Wert liegt damit über dem Anstieg in Deutschland und deutlich über dem globalen Temperaturanstieg.

Die Winter sind tendenziell milder und feuchter geworden. Die forstliche Vegetationszeit von Mai bis September hat sich verlängert und beginnt je nach Region heute um bis zu 14 Tage früher; sie stellt sich wärmer und trockener dar. Extreme Wetterereignisse wie Sturm, Hagel, Starkregen und Trockenperioden treten häufiger und intensiver auf. Wärmere Winter und längere Vegetationszeiten können einen positiven Einfluss auf das Waldwachstum haben, vor allen in den Höhenlagen. Waldschädlinge und Krankheiten, die bislang in Südeuropa bedeutsam waren, kommen nunmehr verstärkt auch im Norden vor.

Hauptbaumarten Buche, Eiche und Kiefer

Die Anpassung der Wälder an den Klimawandel ist eine zentrale Herausforderung der Zukunft. Im Jahr 2010 wurde das „Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen“ eingerichtet, das unter anderem die Baumarteneignung unter veränderten klimatischen Bedingungen untersucht. Die heutigen Hauptbaumarten Buche, Eiche und Kiefer gelten danach auch zukünftig als geeignet. Die am stärksten negativ vom Klimawandel betroffene Hauptbaumart wird die Fichte sein, die nur noch in Höhenlagen ausreichend Sommerniederschläge und nicht zu hohe Temperaturen vorfindet.

Für den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg der Forstbetriebe ist diese Entwicklung von einschneidender Bedeutung, da Nadelholz gegenüber Laubholz einen um 50 Prozent höheren Zuwachs aufweist und unter den gegebenen ökonomischen Rahmenbedingungen die dreifachen Deckungsbeiträge je Hektar erbringt. Auch für die Rohstoffversorgung der rheinland-pfälzischen Sägeindustrie spielt die Fichte eine entscheidende Rolle.

Vor diesem Hintergrund stellt die Baumart Douglasie, die veränderte Klimabedingungen deutlich besser als die Fichte toleriert und nicht als invasiv einzustufen ist, eine wirtschaftlich unverzichtbare Alternative dar. An Wärme und Trockenheit gut angepasste Nebenbaumarten wie Elsbeere, Esskastanie, Hainbuche und Weißtanne werden tendenziell an Bedeutung gewinnen.

Aus heutiger Sicht besteht in Rheinland-Pfalz kein Bedarf, neue fremdländische Baumarten einzuführen. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass das Spektrum der vorkommenden, sowohl standortheimischen als auch erfolgreich eingebürgerten fremdländischen Baumarten ausreichende Optionen für die Anpassung an den Klimawandel bietet.

Da die Baumartenwahl eine weit in die Zukunft wirkende Entscheidung ist und auf Basis des heutigen Wissens getroffen werden muss, empfehlen Experten eine Risikostreuung durch Vielfalt (Baumartenvielfalt, genetische Vielfalt, Alters- und Strukturvielfalt). Das Ziel sind möglichst anpassungsfähige Waldökosysteme, die elastisch auf Klimaveränderungen reagieren können. Auch die Fortführung der naturnahen Waldbewirtschaftung und der kontinuierliche Erhalt einer Vegetationsdecke sind geeignete Maßnahmen in Zeiten des Klimawandels.

Leistungen im Ökosystem

Nach aktuellen Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums entlasten der Wald, die Waldbewirtschaftung sowie die stoffliche und energetische Verwendung von Holz die Atmosphäre um einen Wert, der 14 Prozent der nationalen Kohlendioxidemissionen Deutschlands entspricht.

Gleichzeitig sind die Wälder aber als langlebige Ökosysteme selbst negativ vom Klimawandel betroffen. Dies gilt vornehmlich im Hinblick auf die bereits eingetretenen und prognostizierten Flächenverluste bei der Baumart Fichte, die für viele Forstbetriebe die wirtschaftliche Basis darstellt. Ertragskraft und Wettbewerbsfähigkeit des Clusters Forst und Holz erfordern auch in Zukunft nadelholzreiche, standortangepasste Mischbestände.

Der Wald und die Forstwirtschaft erbringen ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Wirkungen und Leistungen mit prinzipiell gleicher Wertigkeit. Die Holznutzung und die Holzerträge bestimmen aber heute weit überwiegend allein die forstbetrieblichen Ergebnisse. Nach dem Grundsatz „Öffentliches Geld für öffentliche Güter“ ist zukünftig eine angemessene Honorierung der vielfältigen und im Interesse der Gesellschaft liegenden Ökosystemdienstleistungen, zu denen der Klimaschutz gehört, erforderlich.

Stefan Schaefer

Der Autor
Dr. Stefan Schaefer ist Forstreferent und Pressesprecher des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz in Mainz

Info: Kommunalwald in Rheinland-Pfalz
Rheinland-Pfalz steht nicht nur mit einem Waldflächenanteil von 42,3 Prozent der Landesfläche an der Spitze aller Bundesländer, sondern auch mit einem Kommunalwaldanteil von über 46 Prozent. Fast die Hälfte der Waldfläche im Land, in der Summe knapp 400.000 Hektar Wald, befinden sich im Eigentum von rund 2000 Gemeinden und Städten. Der Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz trägt dem hohen Stellenwert von Waldfragen in der Einschätzung seiner Mitglieder dadurch Rechnung, dass er nicht nur kommunaler Spitzenverband, sondern gleichzeitig auch der kommunale Waldbesitzerverband des Landes ist. Die Geschäftsstelle verfügt seit vielen Jahrzehnten über ein Forstreferat.

Info: Klimaschutz durch Waldwirtschaft
Nach den Beschlüssen der Weltklimakonferenz von Paris im Jahr 2015 sollen die Wälder der Erde durch die Bindung von Kohlendioxid einen maßgeblichen Beitrag zur Reduktion des Klimawandels leisten. Wissenschaftliche Studien weisen eindeutig nach, dass nachhaltig genutzte Wälder langfristig mehr zum Schutz des Klimas beiträgt als unbewirtschaftete Wälder. Die Waldbewirtschaftung und die damit verbundene Holznutzung führen zu einer Substitution anderer, nicht erneuerbarer Rohstoffe wie Erdöl und Stahl. Die Speicherung von Kohlenstoff und die Substitutionseffizienz von Holz hängen dabei stark von der Langlebigkeit der Holzprodukte ab. Insoweit ist ein vermehrter Einsatz von Holzprodukten im Baubereich ein besonders bedeutsamer Klimaschutzbeitrag.