Mit Ideen im Wettbewerb punkten

Kommunen konkurrieren mit der Industrie um die besten Fachkräfte, lassen sich beim Recruiting-Wettlauf aber häufig abhängen. Wer die Nase vorn haben will, muss neue Wege in der Personalgewinnung einschlagen – und sich auch einmal trauen, anders zu sein, als es das Behörden-Image erwarten lässt.

Ob Unternehmen oder Behörden: Alle jammern über den Fachkräftemangel. Aber wie schnappt man sich die besten Bewerber, bevor sie beim Marktbegleiter anheuern? Kommunen haben es meist schwer, sich gegen die schillernden Angebote aus der Industrie durchzusetzen. Zu verstaubt wirkt das Arbeitgeber-Image, zu wenig innovativ, modern oder flexibel kommen sie bei den jungen Leuten an. Ein Bild im Kopf vom Beamten, der um fünf den Bleistift fallen lässt, macht die Sache auch nicht gerade besser. Dabei haben gerade Kommunen als Arbeitgeber einiges zu bieten – sie müssen sich nur besser verkaufen. Wie das geht, zeigen einige Tipps aus der Praxis der Personalberatung.

Mut zur Kreativität

Wer Bewerber überrascht oder neugierig macht, gewinnt auch ihre Aufmerksamkeit. Standardtexte locken heute keine jungen Nachwuchskräfte mehr hinter dem Bildschirm hervor. Stattdessen können Behörden mit kreativen Ideen punkten. In jeder Kommune gibt es etwas Besonderes – sei es eine schöne Landschaft, eine kulinarische Köstlichkeit oder attraktive Arbeitsbedingungen, von denen der Bewerber profitiert. Das sollten Sie deutlich herausstellen.

Eine Überschrift könnte zum Beispiel lauten „Arbeiten, wo andere Urlaub machen“ – oder „Wollen Sie nicht lieber selbst Strafzettel ausstellen, als immer nur welche zu zahlen?“ Recruiting-Kampagnen könnten auch als Aufruf an die Bürger gestaltet sein: Wer erfolgreich einen Kandidaten vermittelt, erhält einen Preis. Denkbar wäre zum Beispiel ein Abendessen mit dem Bürgermeister, eine Freifahrt für die Kinder auf dem Feuerwehrauto oder ein Strafzettel-Erlass. Je kreativer die Idee, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Aktion auch in der Presse aufgegriffen wird und hohen Bekanntheitsgrad gewinnt.

Schluss mit dem Versteckspiel

Manche Kommunen möchten scheinbar gar nicht, dass man ihre Stellenangebote findet. Das fängt bei ganz einfachen Dingen wie der Suchmaschinenoptimierung an. Anzeigen, die als Bilddatei ins Internet gestellt werden, kann Google nicht oder nur sehr schlecht indizieren und damit auch nicht berücksichtigen. Bewerber suchen aber im Internet nach Stellenangeboten und möchten sich auch gleich online bewerben. Ein Karrierebereich auf der Website mit Möglichkeit zur Kontaktaufnahme ist daher heute Pflicht. Im Idealfall sollte dieser auch für mobile Endgeräte optimiert sein.

Außerdem bringt es nichts, Stellenangebote in Medien zu schalten, die die Zielgruppe nicht nutzt. Stattdessen sollten Kommunen Jobportale und Social-Media-Kanäle bedienen, in denen hohe Trefferquoten möglich sind. Oder wie wäre es mit einer Anzeige in einem Hochschulmagazin? Die Chancen, hier Absolventen anzusprechen, stehen deutlich höher als im traditionellen „Bundesanzeiger“. Eine Recruiting-Software unterstützt beim Schalten von Anzeigen auf multiplen Kanälen. Auch das Erstellen des Bewerberspiegels wird damit einfacher. Statt Bastelarbeit mit Papier und Schere ist dann nur noch ein Knopfdruck nötig.

Ruf – mich – an!

Nach Feierabend ist in Behörden meist niemand mehr erreichbar. Doch was, wenn der Top-Kandidat erst am Freitagnachmittag Zeit hat, sich zu melden? Mit einer Bewerberhotline, die rund um die Uhr verfügbar ist, könnten Kommunen sich wichtige Kontakte sichern und ihr Image aufpolieren. Außerhalb der Bürozeiten nimmt ein professionelles Callcenter die Anrufe entgegen und signalisiert dem Bewerber: Wir sind für Sie da! Wenn dann später tatsächlich ein freundlicher Rückruf kommt, wirkt die vermeintlich verstaubte Behörde plötzlich überraschend modern und kompetent.

Indem Kommunen sich einfach mal anders zeigen, als man es von ihnen erwartet, polieren sie ihr Image auf und sammeln Pluspunkte bei Bewerbern. Je kreativer die Idee, desto besser – solange sie zum Arbeitgeber und Standort passt. Wenn Behörden beim Recruiting nicht umdenken, ist bald niemand mehr da, der die Strafzettel schreiben kann.

Steffen Michel

Der Autor
Steffen Michel ist Geschäftsführer des Software-Unternehmens MHM HR in Stuttgart