Lohnende Verwandlung

Die Nassvergärungsanlage Hochfranken in Rehau verwertet jährlich rund 25.000 Tonnen Bioabfall aus der Stadt Hof sowie den Landkreisen Hof und Wunsiedel. Die maximale Feuerungswärmeleistung beträt rund 2,7 Megawatt (MW). Der entstehende hochwertige Kompost findet im Land- und Gartenbau Verwendung.

Das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) verlangt seit 1. Januar 2015, Bioabfälle getrennt zu sammeln und „eine hochwertige Verwertung anzustreben“. Ein erheblicher Anteil der Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland hat bis heute keine flächendeckend getrennte Bioabfallsammlung eingeführt. Dort wo der Bioabfall bereits verwertet wird, geschieht dies häufig mittels Kompostierung, die jedoch einen erheblichen Energieaufwand braucht. Die gesetzliche Forderung (§ 8 KrWG) nach hochwertiger Verwertung der Bioabfälle und nach bevorzugt energetischer und stofflicher Verwertung des Bioabfalles (§ 6 KrWG) kann nur mit der Bioabfallvergärung erfüllt werden. Dabei wird nicht nur ebenso viel Kompost erzeugt wie bei der Kompostierung, sondern darüber hinaus auch noch Energie in Form von Biogas, woraus wiederum Strom und Wärme erzeugt werden kann. Hierbei unterscheidet man zwei Behandlungsmethoden, die Trocken- und die Nassvergärung.

Die Bioabfall-Vergärungsanlage (BVA) Hochfranken in Rehau (Bayern) arbeitet nach dem „Wastergy“-Verfahren („waste to energy“), einer innovativen Nassvergärung. Die im Dezember 2014 in Betrieb genommene Anlage hat eine Kapazität von 30.000 Tonnen pro Jahr. Gegenwärtig verwertet werden knapp 25.000 Tonnen biologischer Abfälle pro Jahr. Ein Großteil davon sind gemischte Siedlungsabfälle aus der Biotonne der umliegenden Landkreise Hof und Wunsiedel sowie der Stadt Hof. Weiterhin werden Marktabfälle (auch verpackt), Küchen- und Kantinenabfälle wie auch Inhalte von Fettabscheidern angenommen und verarbeitet.

Verarbeitung in geschlossener Halle

Bei der BVA Hochfranken werden die biologischen Abfälle in einen Bunker gekippt, welcher sich in einer geschlossenen Halle befindet. Demzufolge werden Geruchsemissionen vermieden. Ein automatisierter Greifer transportiert die Abfälle vom Bunker in die erste Aufbereitungsstufe, in der das Material zunächst so zermahlen wird, dass die Organikanteile verfügbar werden, Folien zum Beispiel aber großflächig bleiben. Anschließend wird der Biomüll in sogenannten Stofflösern hydromechanisch aufbereitet. Dabei wird recyceltes Prozesswasser hinzugegeben und mittels eines Rührwerkes so stark aufgerührt, dass sich die organischen Anteile in der entstehenden Gärsuspension lösen. Am Ende diese Prozesses setzen die schweren Stoffe wie Steine, Metalle oder Knochen sich ab und werden aus dem Stofflöser abgezogen. Danach werden Leichtstoffe wie Folien oder Strauchschnitt abgesiebt.

Übrig bleibt eine organische Suspension. Diese wird einer mehrstufigen Flüssigvergärung mit patentierter stufenloser Helix-Hydrolyse zugeführt. Durch dieses Verfahren werden Säure- und Methanbildungsstufe getrennt. Das Ergebnis ist eine hochwertige Versauerung (pH < 4) und eine kontinuierlich beschickte und somit stabile Fermentation. Die Anlage kann trotz fehlender Zwischenlager alle entstehenden qualitativen und quantitativen Stoßbelastungen verarbeiten.

Die Hygienisierung des Materials erfolgt entweder durch thermophilen (hochtemperierten) Betrieb des Fermenters oder bei mesophiler (gemäßigt temperierter) Fahrweise mit nachgeschalteter Pasteurisierung des Gärrestes. Somit wird je nach Betriebsweise die Hygienisierung nach Bioabfallverordnung gewährleistet.

Am Ende entsteht hochreiner Fertigkompost. Mit einem sehr geringen Störstoffanteil (< 0,05 %) und Fremdstoffgehalt (< 10 cm²/l) erfüllt er die seit 2017 geltenden Grenzwerte der Düngemittelverordnung (bzw. der ab Juli 2018 angepassten RAL-Gütesicherung) und wird von der Landwirtschaft und dem Garten- und Landschaftsbau gerne abgenommen.

Biogas wird ins Netz eingespeist

Bei Volllast wird eine Feuerungswärmeleistung von rund 2,7 Megawatt (MW) erreicht, woraus eine elektrische Leistung von 1,2 MW und eine Wärmeleistung von 1,4 MW erzeugt werden. Der Großteil des Biogases wird in ein Mikro-Gasnetz eingespeist, mit dem Blockheizkraftwerke von Industriebetrieben der Stadt Rehau sowie zukünftig das städtische Schul- und Sportzentrum versorgt werden.

Die wichtigste Erfahrung, die man aus den ersten Betriebsjahren gewinnen konnte, ist der erhöhte Feinsandanteil im Biomüll. Die Biotonnen in den Landkreisen werden häufig mit Straßenkehricht und Gartenabfällen befüllt, sodass relativ viel Sand in den Prozess gelangt. Die dafür vorgesehene Sandabscheidung war für diese Mengen nicht ausreichend. Hierfür wird ein erweiterter Sandaustrag mit Sandklassierung nachgerüstet, um den Abscheidungsgrad des Sandes zu erhöhen und das abgeschiedene Material deponiefähig zu machen.

Volker Liebel

Der Autor
Volker Liebel ist Geschäftsführer von Rehau Energy Solutions in Plauen