Inspiration inklusive

Wer immer alles allein stemmt, braucht viel Kraft. Bürgermeister und Landräte ohne Rückhalt einer Partei sind solche Einzelkämpfer. Viele Widrigkeiten im Berufsleben müssen die „Parteilosen“ allein meistern. Nun machen sie das einerseits ja aus Überzeugung, andererseits tut auch ihnen die Unterstützung Gleichgesinnter gewiss gut.

Aus dieser Überlegung heraus hat die Veranstaltungsmanagerin Susanne Schröter (46) aus Dresden vor zehn Jahren den „Bürgermeistertag“ ins Leben gerufen. Mit ihrer Fachtagung will sie „allen parteiunabhängigen Bürgermeistern und Landräten vermitteln: Es gibt noch viele andere, die so ‚ticken‘ wie Ihr! Ihr könnt Euch treffen, Euer eigenes Unterstützernetzwerk bilden.“

Die Botschaft kommt an, wie auch die Jubiläumstagung im Mai dieses Jahres in Dresden gezeigt hat. „Top-Veranstaltung!“, lobt Ulrich Müller, Bürgermeister der bayerischen Marktgemeinde Wittislingen, „Themen auf der Höhe der Zeit in konstruktiv kritischer Form.“ Dirk Oßwald, Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Gießen (Hessen), findet: „Inspirierend wie keine andere Tagung.“ Und Torsten Pötsch, Oberbürgermeister der Stadt Weißwasser in Sachsen, urteilt im Rückblick, „neue und vielseitige Erfahrungsberichte im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen sowie interessante Vorträge“ hätten den Bürgermeistertag „wieder so vielschichtig und kurzweilig gestaltet“.

Für sie selbst, so meint Susanne Schröter, sei die Tagung, die das kommunale Fachmagazin der gemeinderat seit Jahren als Medienpartner begleitet, „wie ein jährliches Großfamilientreffen“. „Wenn mir Teilnehmer sagen, dass ihnen gerade die freundschaftliche, ja familiäre Atmosphäre gefällt, und dass der Termin, sobald er bekannt wird, sofort im Kalender geblockt wird und höchstens ein Besuch des Ministerpräsidenten Vorrang bekäme, dann freut mich das riesig.“

Tipps für die tägliche Arbeit

Susanne Schröters Geschäft lebt vom Meinungsaustausch. Die Kontaktpflege sowie der Aufbau und die Erweiterung von Netzwerken haben auf ihrem eigenen Berufsweg stetig an Bedeutung gewonnen. In Detmold geboren, schloss sie ihr Studium als Chemie-Ingenieurin ab und übernahm als Controllerin und Geschäftsleiterin in einem Industriebetrieb in Freital Verantwortung, bevor sie sich über die Partnerschaft in einer Kommunikationsagentur in Richtung Selbstständigkeit weiterentwickelte. „Nach nunmehr 15 Jahren im Eventmanagement habe ich einen gewissen Pool an Ideen und Kontakten, auf die ich zurückgreifen kann“, sagt sie. Denn eines ist klar: Ohne Unterstützung läuft es nicht.

In den Mittelpunkt der Treffen stellt Susanne Schröter jeweils ein Thema, für dessen Erörterung aus unterschiedlichen Perspektiven sie sich um namhafte Referenten und Diskussionsteilnehmer bemüht. So sprachen in diesem Jahr unter anderem der Dresdener Kreuzkantor Roderich Kreile, der Pressesprecher des Deutschen Städte- und Gemeinebunds, Franz-Reinhard Habbel und der Verwaltungswissenschaftler Thomas Idstein über ihre Sicht auf „Macht“.

Sie versuche immer auch beeindruckende Themen und Menschen vorzustellen, die vordergründig nichts mit „Kommune“ oder kommunaler Verwaltung zu tun hätten, erklärt Susanne Schröter ihr Konzept. „Wenn dann Teilnehmer wie jetzt bei ,dbt15‘ dem Vortrag der Autorin Yvonne Hofstetter zu ‚Big Data‘ selbst am Freitagmittag bis zur letzten Sekunde gebannt lauschen, weiß ich, ich habe den Zuhörern etwas Außergewöhnliches geboten.“

Die Teilnehmer sollten möglichst viele in ihrem Alltag umsetzbare Ideen und Tipps mit nach Hause nehmen können, wünscht sich Susanne Schröter. Sie lasse aber auch „viel Raum für persönliche Gespräche am Rande. Die Teilnehmer genießen es, aus der täglichen Routine ausbrechen und in einer lockeren Atmosphäre ihresgleichen treffen zu können.“

So wie die Veranstalterin das Gespräch unter ihren Gästen ermöglicht, legt sie auf jeder Tagung zugleich ihre Hand an den Puls des kommunalen Geschehens. In den Umfragebögen zu jeder Tagung, sagt Susanne Schröter, schlage sie auch Themen vor und frage nach den Wünschen der Teilnehmer. Die ersten zwei bis drei Themenfavoriten biete sie im nächsten Jahr an.

Aus dem Dialog mit Teilnehmerinnen des „Bürgermeistertags“ 2012 nahm Susanne Schröter den Impuls auf, auch eine „Plattform zum Austausch von Erfahrungen und Tipps unter weiblichen, kommunalen Führungskräften zu schaffen“. Im Jahr 2013 brachte sie das Forum unter dem Namen „stimme.stärken“ an den Start. „In der gesamten Veranstaltung“, so beschreibt die Initiatorin den Ansatz, „geht es um Auftritt, Präsenz, Führung, Netzwerken, Kommunikation in allen Facetten.“ Aber auch gesundheitliche Themen und Resilienz stünden auf dem Programm. Susanne Schröter will den Teilnehmerinnen Raum geben, Energie zu tanken und sich für die tägliche Arbeit zu stärken.

Ihre „Erfahrungswerte“ mit der Tagung für Frauen spielt Schröter jetzt gelegentlich zum „Bürgermeistertag“ zurück, und siehe da: „Nach anfänglichem Zögern lassen sich nun auch die Herren unter anderem sehr gern eine Shiatsu-Massage gefallen.“ Wenn das kein gelungenes Netzwerken ist!

Jörg Benzing

Zur Person: Susanne Schröter (geboren 1968 in Detmold, geschieden, eine Tochter), ist die Veranstalterin von „Der Bürgermeistertag“ und „stimme.stärken“, zwei überregionalen Fachtagungen für kommunale Mandatsträgerinnen und Mandatsträger. Seit 2010 ist die diplomierte Chemie-Ingenieurin Inhaberin der Veranstaltungsagentur Vendoro. Schröter ist Mitglied bei Inter Nations Dresden sowie Gründerin der Dresden International Business Group. Ihr Lebensmotto lautet: „Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun.“ (Johann Wolfgang von Goethe)