In der Stadtentwicklung sind integrierte Konzepte gefragt

Der anhaltende Trend der Urbanisierung mit seinen Chancen und Problemen erfordert von den Stadtplanern mehr als bisher den Blick weit über den Tellerrand hinaus, etwa auch in die Bereiche Bildung, Wirtschaftsförderung und Tourismus hinein. Vor allem muss das Rathaus intensiver mit Bürgern und Investoren zusammenarbeiten.

 

Was geschieht mit unseren Städten? Wo gibt es noch Raum in der Stadt, um wohnen und arbeiten zu können? Was ist mit den Städten, die immer mehr Einwohner verlieren? „Städte erfahren eine Renaissance als Lebens- und Kulturform. Die Städte der Zukunft werden vielfältiger, vernetzter, lebenswerter und in jeder Hinsicht ‚grüner‘ sein als wir sie lange Zeit erlebt haben. Vor allem aber wandelt sich das Verhältnis der Menschen zu ihren Städten“, so das Zukunftsinstitut in Frankfurt am Main. Auch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) sieht einen anhaltenden Trend der Urbanisierung und die damit verbundenen Tendenzen in der Stadtentwicklung, in der „Stadt und Stadtregion verschmelzen“.

Zu all diesen Fragen gesellen sich Themen wie steigende Mieten und Grundstückspreise in den Metropolregionen, die gegebenenfalls zur Abwanderung der Mittelschicht und sozialer Ungerechtigkeit in den Städten führen. Gleichzeitig steigt der Gewerbeflächenbedarf, weil die Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen versorgt werden muss. Zudem stehen Städte und Gemeinden vor der Herausforderung, Antworten auf die demografischen Veränderungen zu finden. Der Bedarf an Betreuungseinrichtungen, nicht nur für Kinder, sondern auch für die alten Einwohner, wächst.

Hinzu kommt, dass die Bürger ihre Beziehung zur Stadt verändern: kurze Wege, Fußgänger- und Fahrradfreundlichkeit, wenig Autoverkehr, ein gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr, Plätze und öffentliche Räume mit einer hohen Aufenthaltsqualität sind Vorstellungen, die mit dem Stadtleben von morgen verbunden werden. Es sind integrierte städtebauliche Entwicklungskonzepte gefragt, die auf diese Tendenzen reagieren und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen der Kommune, ihren Bürgern und den Investoren fördern.

Potenziale im Inneren

Die Grundvoraussetzung für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung ist eine sorgfältige Analyse der Gesamtsituation der Kommune. Die demografische Entwicklung und die Anforderungen an die Infrastruktur wie beispielsweise Bildungseinrichtungen, Handel, Gewerbe, Tourismus und Freizeit sind ebenso wichtige Aspekte in der Standortanalyse wie die Betrachtung der wirtschaftlichen Möglichkeiten. Um eine erfolgreiche Stadtentwicklung zu realisieren, insbesondere im innerstädtischen Bereich, ist eine enge Zusammenarbeit der Kommunalverwaltung mit Grundstückseigentümern, den politischen Gremien und den Bürgern erforderlich.

Zur Stärkung der Ortskerne und um zu verhindern, dass Bürger abwandern, werden Innenentwicklungspotenziale genutzt, was gleichzeitig einen erhöhten Flächenverbrauch vermeidet. Dabei beinhaltet die Ortskernentwicklung nicht nur die Instandhaltung der vorhandenen Gebäude, sondern auch den Gebäudeneubau für veränderte Bedürfnisse der Stadt. So können zum Beispiel innerstädtische Gewerbebrachen neu geordnet und zu einem Sanierungsgebiet mit einem passenden Nutzungsmix (insbesondere Wohnen, Handel, Dienstleistungen) entwickelt werden, was die Ortsmitte aufwertet.

Erst wenn alle innerstädtischen Entwicklungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, um den städtischen Raumansprüchen für Wohnen und Arbeiten nachzukommen, sollte die Möglichkeit der Außenentwicklung in Betracht gezogen werden. Im Vordergrund steht hier die Baulandentwicklung insbesondere für junge Familien, um einer starken Nachfrage nach Baugrundstücken zu genügen.

Entwicklung „Nördlich Hafner“ in Konstanz

Ein Beispiel einer solchen weitsichtigen Stadtentwicklung ist in Konstanz (rund 85.500 Einwohner, Baden-Württemberg) zu finden. Die Stadt mit ihrer einmaligen Lage am Bodensee und ihren vielen Infrastruktureinrichtungen in den Bereichen Wissenschaft, Bildung, Wirtschaft, Kultur, Freizeit und Sport zählt zu den Wachstumskommunen. Sie spürt den anhaltenden Trend der Verstädterung und rechnet auch in Zukunft mit einem weiteren Bevölkerungsanstieg.

Im Jahr 2014 beschloss die Stadt in ihrem „Handlungsprogramm Wohnen“ den Bau von 5300 Wohnungen bis 2030. Das darin enthaltene Gebiet „Nördlich Hafner“ bietet mit möglichen Wohnbau- und Gewerbeflächen ein großes Potenzial für eine Siedlungserweiterung. Hier soll, unterstützt durch die Steg Stadtentwicklung (Stuttgart), ein ganz neuer und zukunftsfähiger Stadtteil entwickelt werden, der entsprechend dem Leitbild der Stadt der kurzen Wege Wohnen, Arbeiten, Versorgung und Erholung miteinander verbindet und Raum bietet, die Ideen der Zukunftsstadt umzusetzen.

Red.