Freie Stellplätze im Blick

Der Parkraum in Stadtzentren ist knapp. Der Anteil des Parksuchverkehrs beträgt heute schon bis zu 30 Prozent des Verkehrsaufkommens. Umso wichtiger ist es, den vorhandenen Parkraum effizient zu bewirtschaften. Die elektronische Einzelplatzüberwachung stellt hierfür die benötigten Daten bereit.

Ausreichende Parkflächen für Autofahrer zur Verfügung zu stellen, ist eine wichtige Aufgabe der kommunalen Verwaltung. Innenstädte sollen attraktiv bleiben und aufgewertet werden. Arbeitsplätze des lokalen Einzelhandels und der Gastronomie sollen gesichert werden und nicht den großen Einkaufscentern außerhalb der Stadtgrenze weichen. Gleichzeitig sollen die steigenden Bedürfnisse der Bürger nach individueller Mobilität und strenge Umweltvorgaben erfüllt werden (Stichwort Feinstaub- und CO2-Belastung).

Doch die Verkehrsflächen sind nicht beliebig erweiterbar, und der Parkraum in Stadtzentren ist vielerorts knapp. Der Anteil des Parksuchverkehrs beträgt heute schon bis zu 30 Prozent des Verkehrsaufkommens. Markbeobachter schätzen, dass rund 75 Prozent der Parkflächen auf den sogenannten Offstreet-Bereich, also auf den Parkraum außerhalb von öffentlichen Straßen, entfallen. Will man die Anzahl der Fahrzeuge auf den Straßen reduzieren, müssen die verfügbaren Stellplätze in Parkhäusern und Tiefgaragen maximal genutzt werden.

Im Idealfall sollten die Verkehrswege erst dann zugeparkt werden, wenn die Parkhäuser und Tiefgaragen nahezu gefüllt sind. Doch die Realität sieht anders aus. Während die Autofahrer auf der Suche nach einem freien Stellplatz in den Straßen ihre Runde ziehen, schlummern in den Parkhäusern und Tiefgaragen unzählige freie Stellplätze. In den USA ist man daher zum Teil dazu übergegangen, die Attraktivität der Offstreet-Parkplätze dadurch zu steigern, dass die Preise für das Offstreet-Parken immer niedriger sind als die Preise für das Onstreet-Parken. Eine alternative Möglichkeit, die Attraktivität von Parkhäusern zu steigern, besteht darin, den angebotenen Komfort für den Autofahrer im Parkhaus zu erhöhen.

Verlässliche Angaben schaffen Vertrauen

Innerstädtische Parkleitschilder sollten die Anzahl der verfügbaren Stellplätze genau anzeigen und den Autofahrer gezielt zu den freien Parkhäusern führen. Unter keinen Umständen dürfen die auf einem Parkleitschild ausgewiesenen freien Stellplätze von der tatsächlichen Belegung des Parkhauses abweichen. Werden nur wenige freie Stellplätze angezeigt, obwohl das Parkhaus nahezu leer ist, so verliert der Autofahrer das Vertrauen in die Technologie. Der umgekehrte Fall, dass ein Autofahrer zu einem vermeintlichen freien Parkhaus geführt wird, das aber besetzt ist, wird den Autofahrer zu Recht verärgern.

Im Parkhaus angekommen, wird der Komfort für den Autofahrer dadurch gesteigert, dass er durch dynamische Pfeil- und Restplatzanzeigen in LED-Technik gezielt zu den noch freien Stellplätzen geführt wird. Die einzelnen Stellplätze sollten darüber hinaus durch eine eindeutige Signalisierung (grüne LED = frei; rote LED = besetzt) das Auffinden eines freien Stellplatzes erleichtern.

Fehlerhafte Sensorik

Öffentliche Parkhäuser werden in der Regel mithilfe eines Schrankensystems bewirtschaftet. Über die Anzahl der Schrankenöffnungen (bzw. die Impulse der Induktionsschleifen) werden die ein- und ausfahrenden Fahrzeuge gezählt. Diese robuste und bewährte Technologie hat jedoch gravierende Nachteile. Jede Sensorik ist grundsätzlich fehlerbehaftet. Erfolgt beispielsweise eine manuelle Öffnung der Schranke, verlässt ein Auto das Parkhaus durch die Einfahrts- und nicht durch die Ausfahrtsschranke oder werden zwei dicht hintereinander fahrende Fahrzeuge nur als ein einziges Fahrzeug erfasst, kommt es zwangsläufig zu einer Fehlzählung. Dies kann beispielsweise auch dann passieren, wenn fälschlicherweise ein Einkaufswagen von der Induktionsschleife als Fahrzeug identifiziert wird. Selbst wenn diese Fehlzählung mit ein Prozent vermeintlich gering ist, so hat sie doch erhebliche Auswirkungen auf die korrekte Erfassung der Parkhausbelegung.

Beispiel: Ein Parkhaus mit 200 Stellplätze zählt täglich 200 Ein- und 200 Ausfahrten (insgesamt 400 Zählungen). Bei einem Fehler von einem Prozent ergibt sich somit eine Fehlzählung von vier Fahrzeugen pro Tag. Nach fünf Tagen kann der Fehler schon bei 20 Fahrzeugen, also bei zehn Prozent der verfügbaren Stellplatz-Kapazität liegen.

Abhilfe dieses „kumulativen Zählfehlers“ schaffen Software-Algorithmen, die den Belegungsstand regelmäßig zurücksetzen. Dies erfordert jedoch, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt die genaue Belegung des Parkhauses bekannt ist. Im besten Fall steht das Parkhaus nachts leer, sodass der Zählwert jede Nacht auf Null zurückgesetzt werden kann. Schwierig wird es allerdings, wenn Teile der Stellflächen an Langzeitparker vermietet sind, und das Parkhaus auch nachts nicht vollständig geleert wird. Gerade öffentliche Parkhäuser werden oftmals 24 Stunden rund um die Uhr genutzt. In diesem Fall bleibt dem Betreiber nichts anderes übrig, als regelmäßig die tatsächliche Belegung des Parkhauses durch händisches Zählen zu erfassen und den entsprechenden Wert in das System einzustellen. Auch die Verwendung von alternativen Technologien der Fahrzeugzählung (Lichtschranke, Ultraschall- oder etwa Magnetfeldsensoren) wird das Problem nicht lösen. Der kumulative Fehler der Zonenzählung ist systemimmanent.

Einzelplatzüberwachung kombiniert Vorteile

Sollen die vorhandenen Stellflächen in einem Parkhaus maximal ausgelastet werden, sollte ein System immer den richtigen Wert der Belegung anzeigen. Die Attraktivität des Parkhauses wird zudem dadurch gesteigert, dass Autofahrer gezielt zu den letzten freien Stellplätzen geführt werden. Dies kann nur eine moderne Einzelplatzüberwachung leisten.

Hierzu ein weiteres Beispiel: Ein Parkhaus hat 200 Stellplätze und wird einmal täglich vollständig besetzt. Die Sensorik der Einzelplatzerfassung hat einen Messfehler von ein Prozent. Es ergibt sich ein Fehler von zwei Fahrzeugen bezogen auf das gesamte Parkhaus. Wird ein Fahrzeug nicht richtig detektiert, so „heilt“ sich der Fehler ganz von alleine, indem das Fahrzeug den Stellplatz verlässt. Selbst im Fall eines Stromausfalls oder einer gezielten Abschaltung für Wartungszwecke wird nach dem Neustart des Systems jeder Sensor wieder die Belegung des zugeordneten Stellplatzes zählen und die Gesamtbelegung des Parkhaues korrekt angeben.

Die Merkmale einer modernen Einzelplatzerfassung wissen nicht zuletzt die Hauptnutzer zu schätzen: Flughäfen (hohes Verkehrsaufkommen), Einkaufscenter (maximal Komfort für ihre Kunden) und Firmenparkhäuser (Kapazitätsengpässe durch eine wachsende Belegschaft).

Als neues, starkes Kundensegment etablieren sich die kommunalen Betreiber von Parkhäusern. Ihr Verständnis von Wirtschaftlichkeit geht über die singuläre Cash-Flow-Betrachtung des Parkhauses hinaus. Gesamtwirtschaftliche Aspekte der Gemeinde wie die Attraktivität der Innenstadt, die Prosperität des Einzelhandels mit einhergehenden Gewerbesteuereinnahmen oder etwa die Reduzierung von Stau- und Umweltemissionen beeinflussen ihre Investitionsentscheidung.

Darüber hinaus bietet die Einzelplatzüberwachung gegenüber der Zonenzählung weitere qualitative Vorteile. Eine Zeitüberwachung identifiziert unerwünschte Langzeitparker, welche die maximale Parkdauer eines kostenlosen öffentlichen Parkhauses überschreiten. Auch können besondere Kundengruppen wie etwa Frauen, Elektrofahrzeuge oder Personen mit Behinderung durch eine gesonderte Beschilderung gezielt zu den reservierten Stellplätzen (gekennzeichnet durch z. B. eine blaue LED) geführt werden.

Schlüsselfertiges Gesamtsystem

Da die Installation einer Einzelplatzüberwachung in jedem Parkhaus unterschiedlich ist, sind pauschale Kostenabschätzungen schwierig. Wesentliche Kostentreiber sind die Installation, die stark von der Beschaffenheit des Parkhauses abhängt (Deckenhöhe, Anzahl der Unterzüge, Breite der Fahrgassen). Die Anzahl der gewünschten Parkleitschilder sind ebenfalls ein wichtiger Kostentreiber.

Als Daumenwert können für ein schlüsselfertiges Gesamtsystem zwischen 250 und 300 Euro pro Stellplatz veranschlagt werden. Es empfiehlt sich, zunächst einmal auf Basis von Plänen des Parkhauses ein Verkehrskonzept erstellen zu lassen, aus dem ein sinnvolles Leistungsverzeichnis abgeleitet werden kann. Zusammen mit Fotos der Tiefgarage können Hersteller in kurzer Zeit ein aussagefähiges Budgetangebot erstellen. Grundsätzlich gilt, dass Installationskosten eingespart werden können, wenn das System im Rahmen eines Neubaus oder einer Renovierung der Tiefgarage umgesetzt werden soll.

Neben diesen einmaligen Investitionskosten fallen keine weiteren wesentlichen Betriebs- oder Wartungskosten an. Da eine Einzelplatzüberwachung im Gegensatz zu Schrankensystemen über keine mechanisch bewegenden Teile verfügt, ist der Betrieb nahezu wartungsfrei. Laufende Kosten für den Stromverbrauch der LED-Schilder und Sensoren fallen kaum ins Gewicht. Demgegenüber stehen deutliche Einsparungen bei der Belüftung (wegen der geringeren CO2-Belastung), Einsparungen in der Beleuchtung (Abdimmen von Parkflächen ohne Aktivität) und Einsparungen durch die geringere Abnutzung der Bodenbeschichtung.

Roland Kraus

Der Autor
Dr. Roland Kraus ist Geschäftsführer der Firma Multiguide in München, die Lösungen für Parkleitsysteme entwickelt