Aachen geht mit gutem Beispiel voran

Der „Aachener Standard“ ist ein Musterbeispiel im Bereich Energieeffizienz bei Gebäuden. Er zeigt, wie die Energiewende auf kommunaler Ebene durch gezieltes Management und umfassende Beteiligung gelingen kann.

Mit dem Aachener Standard wurden im Jahr 2009 Planungsanweisungen für die öffentlichen Gebäude der Stadt festgeschrieben, die nahe an den Passivhausstandard heranreichen. Der Aachener Standard enthält Richt- und Zielwerte, die sich individuell je nach Bauprojekt unterscheiden und an denen sich öffentliche Neubauvorhaben seit 2010 konsequent orientieren. Es wird damit nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet, auch finanziell profitiert die Stadt Aachen von ihrer Strategie, Energieeinsparung und -effizienz in den Fokus zu rücken.

Obwohl die Baukosten für die nach dem Aachener Standard errichteten Gebäude in der Regel zwischen sechs und acht Prozent über denen liegen, die beim Bauen nach dem Mindeststandard erreicht werden, fällt die langfristige finanzielle Einsparung hoch aus. Ulrike Leidinger vom Gebäudemanagement der Stadt Aachen zieht bezüglich des finanziellen Aspekts das Fazit, dass wirtschaftliches Bauen besser ist als lediglich billig zu bauen. Gerade mit Blick auf die Haushaltsdefizite in vielen Kommunen dürften derartige langfristig orientierte Ansätze wie die der Stadt Aachen einen großen Mehrwert bedeuten.

Für öffentliche Bauten gilt der Niedrigstenergiegebäude-Standard

Auch der Aachener Standard muss in den nächsten eineinhalb Jahren an die anspruchsvollen Ziele der neuen EU-Richtlinie über Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden angeglichen werden. Die Novelle soll 2019 in Kraft treten und wird den Niedrigstenergiegebäude-Standard bei öffentlichen Neubauten vorschreiben.

Aachen befindet sich diesbezüglich im Vorteil gegenüber anderen Kommunen. Laut Klaus Schavan, dem Technischen Leiter des städtischen Gebäudemanagements, kann der Aachener Standard mit relativ wenig Aufwand an die künftig geltenden EU-Anforderungen angepasst werden. Der Schritt zum Niedrigstenergiestandard wird Kommunen, die sich frühzeitig eigenständig hohe Leitlinien für den Energiestandard ihrer Gebäude gesetzt haben, definitiv leichter fallen als jenen, die nicht so anspruchsvoll bauen. Vor allem die Akzeptanz der Bürger gegenüber Baustandards, die eine verbesserte Energieeffizienz und einen besseren Klimaschutz bedeuten, und das Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen sind für diesen Prozess entscheidende Voraussetzungen. Auch darauf legt die Stadt Aachen im Kontext ihres Gebäudeenergieeffizienzstandards den Fokus.

Susanne Gallenz

Die Autorin
Susanne Gallenz ist Mitarbeiterin der Hamburger Energieagentur ZEBAU

Info: Konferenz „Effiziente Gebäude“
Inwieweit Modelle wie der Aachener Standard für andere Kommunen eine sinnvolle Strategie darstellen, was die Vorteile und Nachteile des Ansatzes sind und welche Erfahrungen die nordrhein-westfälische Stadt gesammelt hat, wird im Rahmen der Fachkonferenz „Effiziente Gebäude 2017“ am 10. Oktober 2017 in Hamburg thematisiert. Vertreter von Städten und Gemeinden haben dort die Möglichkeit, mit Ulrike Leidinger vom Gebäudemanagement der Stadt Aachen über den Aachener Standard zu diskutieren. Im Rahmen der Tagung befassen sich Experten aus verschiedenen Disziplinen mit den Handlungsfeldern und Herausforderungen zukunftsgerechter Architektur-, Technik- und Quartiersansätze. Es wird unter anderem aufgezeigt, worin die Vorteile der einzelnen Gebäudeenergiestandards bestehen und welche ganzheitlichen Energiekonzepte sich für Verwaltungs-, Bildungsbauten und ganze Quartiere eignen.